114 I1I. Abschnitt: Das siebzehnte Jahrhundert,
wurde in London die Royal Society gegründet und 1666 in Paris die Academie
des Sciences. 1677 folgte Deutschland mit einer Reichsakademie, die
zehn Jahre später den Titel „Caesarea Leopoldina Naturae Curiosorum
Academia erhielt, und 1700 erfolgte die Gründung der Akademie der
Wissenschaften in Berlin, Einer so gesteigerten Tätigkeit auf dem Gebiete
der Naturwissenschaften entspricht auch eine gewaltige Vermehrung des
Umfangs der physikalischen Wissenschaft sowie eine bedeutende Vertiefung
der physikalischen Einsicht. Torricelli schuf die Grundlagen einer Dynamik
der Flüssigkeiten; erstellte fest, daß die Ausflußgeschwindigkeiten sich wie die
Quadratwurzeln aus den Druckhöhen verhalten, das bekannte Torricellische
Theorem, dem später die Bernoulli die Form v = V2gh gaben. Er stellte
auch die Gesetze des schiefen Wurfs auf und erkannte, daß die Wurfweiten
für 2 Elevationswinkel, die sich zu 90° ergänzen, gleich groß sind. Weitaus
am bekanntesten ist jedoch Torricelli. durch seine Messung des Luftdrucks
und die Erfindung des Quecksilberbarometers geworden, womit endlich
die Lehre vom horror vacui beseitigt wurde und man zur richtigen Erklärung
der Erscheinungen am Heber und bei den Pumpen gelangte. Pascal, der
anfangs die Lehre vom Luftdruck bekämpft hatte, wurde zu ihrem eif-
rigsten Vorkämpfer, nachdem er seinen Schwager Perier mit der Be-
steigung des Puy de Döme das experimentum crucis für die Richtigkeit
desselben hatte ausführen lassen, und erkannte die Brauchkarkeit des Baro-
meters zu Höhenmessungen. OGuerickes Erfindung der Luftpumpe gab
Gelegenheit, die Lehre vom Luftdruck zu festigen, die Größe desselben
richtig zu würdigen, die Erscheinungen im Vakuum zu prüfen und die
Bedeutung der Luft als Trägerin des Schalles endgültig sicherzustellen.
Die Geschwindigkeit des Schalles wurde von den Professoren der Academia
del Cimento, ‚von Gassendi (1592—1655) sowie von anderen Physikern
jenes Zeitraumes, z. B. Mersenne (1588— 1648) und Boyle bestimmt.
Boyle (1661) und nach ihm Mariotte (1676) entdeckten das nach ihnen be-
nannte Gesetz über die Abhängigkeit des Volumens luftförmiger Körper
von dem auf ihm lastenden Druck. Boyle und Borelli schafften auch
Klarheit über die Kapillarität, die man zunächst als eine Wirkung des Luft-
drucks angesehen hatte.
Während man so die Eigenschaften der Luft erforschte und diesen Körper
unter die Botmäßigkeit der Gesetze der Mechanik zu bringen bemüht war,
wurde diese selbst auf dem von Galilei betretenen Wege weiterentwickelt und
noch im 17. Jahrhundert zu einem gewissen Abschluß gebracht. Hatte
schon der Prager Professor Marci (1595— 1667) 58) die Gesetze des elastischen
Stoßes aufgestellt, so wurden durch die 1668 und 1669 .erschienenen Ar-
beiten von Wallis, Wren und Huygens auf mathematischem Wege die
Gesetze des Stoßes elastischer und unelastischer Körper vollständig ent-
wickelt. Huygens setzte die Arbeiten Galileis durch die Erforschung der