Full text: Geschichte des naturwissenschaftlichen und mathematischen Unterrichts (1. Band)

I. Kapitel: Das saeculum mathematicum. 
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daß er auf allen Gebieten der Naturwissenschaft Reformen anstrebte, 
so sind diese doch nur auf botanischem Gebiet von Erfolg und dauerndem 
Einfluß begleitet gewesen. Sprengel nennt ihn den ersten Begründer der 
wissenschaftlichen Pflanzenkunde, den Urheber einer besseren Kunst- 
sprache und wichtiger Begriffe über das Geschlecht, die Gattungen und 
Arten der Pflanzen. Seine Isagoge phytoscopia enthält die erste wissen- 
schaftliche Terminologie, die noch in unsern heutigen Bezeichnungen 
fortlebt. Sie wurde handschriftlich. 1660 dem Engländer Ray (1628— 1705), 
1671 dem Schweden Linne (1707—1778) bekannt, die beide die morpho- 
logischen Teile der Pflanze im engen Anschluß an Jungius behandeln. 
Bei Ray finden wir zum ersten Male die großen natürlichen Gruppen 
des Pflanzenreiches. Die Pilze, Moose, Farne und unterseeischen Pflanzen, 
zu denen auch noch die Pflanzentiere gerechnet werden, werden den 
blühenden Pflanzen gegenübergestellt. Diese werden schon in Mono- 
kotyledonen und Dikotyledonen unterschieden; bei den ersteren finden 
wir die Familien der Liliengewächse, Orchideen, Gräser und Palmen be- 
schrieben. Bei den letzteren kommen zu den schon vorhandenen die Kreuz- 
blütler, die Rubiaceen, die Skrofulariaceen, die Korbblütler hinzu. Rays 
Zeitgenosse Tournefort (1656— 1708) schuf ein künstliches Pflanzensystem 
von 22 Klassen, das bis zu Linnes künstlichem System das herrschende 
blieb. Es gründete sich auf die Beschaffenheit der Blumenkrone; bei ihm 
treffen wir schon auf apetale, polypetale, monopetale = sympetale Pflanzen. 
Es bürgerte sich auch die lateinische Bezeichnung durch den‘ Gattungs- 
namen und eine die Art kennzeichnende adjektivische Beifügung ein. 
Derselbe Ray wurde auch bahnbrechend für eine bessere zoologische 
Systematik. Zwar nennt er die Wirbeltiere noch wie Aristoteles Bluttiere, 
die Wirbellosen noch „Blutlose‘“, allein hinsichtlich der Unterteilungen 
nähert sich Ray doch schon der modernen Zeit. Die Wirbeltiere werden in 
Kiemenatmer und Lungenatmer eingeteilt, letztere wieder in lebendig 
gebärende und eierlegende unterschieden; bei den eierlegenden werden 
auch schon diejenigen besonders zusammengefaßt, die nur eine Herz- 
ventrikel haben. Bau des Gebisses, Beschaffenheit der Gliedmaßen werden 
bei Ray maßgebend für die Einteilung der Säugetiere: schon begegnen wir 
hier den Raubtieren, Nagern, Einhufern, Zweihufern, Vierhufern. Auch 
die Einteilung der Vögel erfolgt nach ähnlichen Gesichtspunkten. Unter 
den Wirbellosen hat Ray nur die Insekten eingehend berücksichtigt. 
Neben ihnen unterscheidet er noch Krustentiere, Weichtiere und Schal- 
tiere (Muscheln, Schnecken). 
Allein die Fortschritte der biologischen Naturwissenschaften be- 
schränken sich im 17. Jahrhundert nicht auf solche der Systematik. Viel 
bedeutsamer werden die Fortschritte in der Erforschung des menschlichen, 
tierischen und pflanzlichen Körpers. Von der Physik mit dem wichtigen
	        
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