Il. Kapitel: Die pädagogischen Strömungen im 17. Jahrhundert, 147
n
.K
ir
n
2
t
1
+
A
struktion einer Camera obscura mit konvexem Objektiv. Zwar lehrt er
die Vereinigung zweier Konvexlinsen, um ein vergrößertes umgekehrtes
Bild zu erhalten, und der konvexen und konkaven Linse behufs Gewinnung
aines vergrößerten aufrechten Bildes, doch weist er nur bei der letzteren
auf ihre Verwendung zum Fernrohr (telescopius) hin, scheint demnach
das astronomische Fernrohr nicht zu kennen. Die Vereinigung von Linsen
und Hohlspiegeln zu ähnlichen Zwecken kennt er noch nicht. Er erörtert
endlich auch den Fall, wo der betrachtete Gegenstand in einer Glas- oder
Wasserkugel sich befindet oder durch eine solche hindurch betrachtet
wird, und macht ganz zum Schluß kurz darauf aufmerksam, daß die Regen-
bogenfarben zum Vorschein kommen, wenn man durch einen „Globus
aqueus‘“ zur Sonne sieht. Dabei entgeht ihm nicht, daß diese Farben
in umgekehrter Reihenfolge auftreten wie beim Regenbogen selber, Eine
genauere Erklärung für diese Erscheinung gibt er nicht.
Außer der hier ziemlich ausführlich mitgeteilten Statik und Optik
findet sich in Tasses Lehrbüchern Physikalisches nur noch in dem kleinen
Kapitel: De aquarum deductione, wo die Grundgesetze über das Gleich-
gewicht und die Bewegung flüssiger Körper mitgeteilt werden, und in
dem Kompendium über Geographie, wo von Winden die Rede ist, ohne
daß ihre Ursache irgendwie aufgedeckt wird. Bedenkt man, daß Varenius
ein Schüler Tasses war und in seinem schon 1650 erschienenen Buch über
die allgemeine Geographie z. B. die Entstehung der Passatwinde aus der
Achsendrehung der Erde richtig erklärt, so scheint es eigentlich wunderbar,
daß wir bei Tasse nichts hierüber finden. Bei Gelegenheit des Kompasses
wird von dem Magnetismus und von magnetischen Körpern gesprochen,
auch der Begriff der Deklination erläutert, von der Elektrizität ist dagegen
noch nirgends die Rede. Die Lehre vom Magnetismus, von der Elektrizität
und von der Wärme waren ja auch erst in ihrem Anfangsstadium, ließen
noch keine mathematische Behandlungsweise zu, und so dürfen wir uns
nicht über ihr Fehlen in den Kompendien Tasses wundern.
Was schließlich die Lehrmethode betrifft, die man in der Mathesis
mixta befolgte, so war sie rein dogmatisch. Eine experimentelle Vortrags-
weise war bei dem damals sogar auf allen Universitäten herrschenden
Mangel an physikalischen Apparaten ganz unmöglich, an eine experimen-
telle Herleitung der allgemeinen physikalischen Gesetze war also auf den
Gelehrtenschulen erst recht nicht zu denken. Diese wurden eben als fest-
stehende Tatsachen mitgeteilt, auf mathematischem Wege wurden De-
duktionen daraus abgeleitet, und die Richtigkeit dieser wurde durch die
Erfahrungen im täglichen Leben oder auch gelegentlich wohl durch ein
Experiment bestätigt. Diese Vortragsweise ist, beiläufig gesagt, mehr als
zwei Jahrhunderte hindurch die herrschende geblieben: nicht die Ent-
wicklung physikalischer Einsicht und Erkenntnis, nicht die Einführung
10*