II. Kapitel: Unterricht im 18. Jahrhundert. 181
Sammlungen physikalischer Apparate eine hervorragende Rolle spielt.®)
Zoologie und Botanik wurden ein halbes Jahr lang wöchentlich eine Stunde
getrieben, doch war diese Stunde anfänglich noch nicht fest angesetzt,
sondern wurde, um den Zöglingen eine Abwechslung zu bieten, unvermutet
zwischen die „lectiones ordinarias‘“ eingeschoben. In der Botanik handelte
es sich namentlich um die „Einteilung der Kräuter“ und um die Anlegung
eines Herbariums. Wöchentlich einmal von 11—12 Uhr wurden die Schüler
in den „hortus botanicus‘“ geführt, Mittwochs und Sonnabends nachmittags
dagegen aufs Feld und in den Wald, wo ein „Botanicus‘““ oder „Candidatus
medicinae‘“ ihnen die Anleitung gab, da diese die botanischen Kenntnisse
der „Informatoren‘“ überstieg. Doch mußten diese bei diesen Ausflügen
zur Aufrechterhaltung der Disziplin zugegen sein! Den im Herbarium
eingeklebten Pflanzen mußte der Name in deutscher und lateinischer
Sprache beigefügt werden.
Für den geographischen Unterricht stellt er den Grundsatz: „Non
multa, sed multum!“ an die Spitze seiner Vorschriften. Er weist den
Lehrer an, die Örter nicht nach ihrem Range, sondern nach dem „situ“
durchzunehmen, damit sich das Bild ihrer gegenseitigen Lage besser ein-
präge, und verlangt, daß jeder Schüler seinen eigenen „atlas scholasticus‘“
habe. So wünschenswert es ihm ist, daß jedes Land „historice, geographice,
politice, ecclesiastice und physice‘“ behandelt werde, so bleibt doch die
„consideratio geographica‘“ nach Grenzen, Flüssen, Teilen eines Landes
die Hauptsache.
Die Fürsorge, die nach diesen die Unterrichtsmethode betreffenden
Vorschriften Francke einer ausgedehnteren Pflege der Mathematik und
der Realien angedeihen ließ, kommt auch in der Zeit zum Ausdruck, die
er ihrem Betriebe widmete. Wenn es in seiner Ordnung und Lehrart des
Pädagogiums an einer Stelle heißt, daß wöchentlich auf die hebräische,
griechische und französische Sprache sowie auf die Mathematik 12 Stunden,
auf die lateinische Sprache 18 Stunden, auf die Geographie, Historie,
deutsche Oratorie und Theologia Thetica 10 Stunden verwendet werden,
so gibt dies noch kein richtiges Bild von dem zeitlichen Umfang, der den
einzelnen Disziplinen eingeräumt wurde, Francke hatte sein Pädagogium
nach Fachklassen eingeteilt, so daß jeder Schüler nach seinen „profectibus‘“
in den einzelnen Disziplinen mehreren Fachklassen zugleich angehörte,
nicht in einer bestimmten Klasse in allen Lehrgegenständen nebeneinander
unterrichtet wurde. Die größere Anzahl der Lehrfächer, die er in den
Unterricht hineinzog, hatte ihn zu diesem System der Klasseneinteilung
veranlaßt, und auf vielen anderen Schulen folgte man später seinem Bei-
spiel. Aus der „verbesserten Methode des Pädagogiums‘‘ ersehen wir nun,
daß Arithmetik und Mathesis zu den sog. „disciplinis litterariis‘‘ gehören,
von denen jede täglich eine Stunde doziert wurde, doch so, daß.der Kursus