Full text: Geschichte des naturwissenschaftlichen und mathematischen Unterrichts (1. Band)

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I. Kapitel: Kenntnisse der Alten. . 
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Ausfließen in dem Augenblick beginnen, wo der obere Rand der Sonne 
sichtbar wurde und maß die Flüssigkeitsmenge, die ausfloß, bis der untere 
Rand der Sonnenscheibe sich gerade über den Horizont erhob. Durch 
Vergleichung dieser Flüssigkeitsmenge mit derjenigen, die ausfloß, während 
die Sonne einen vollen Umlauf beschrieb, erhielten sie den scheinbaren 
Sonnendurchmesser gleich!/,„„ des ganzen Kreisumfangs, also gleich !/, Grad, 
was bei der Ungenauigkeit des Verfahrens ein ziemlich gutes Resultat 
genannt werden muß. Indem nun die Chaldäer die Zeit, die die Sonne 
zum Zurücklegen ihres scheinbaren Durchmessers gebraucht, als Ein- 
heit zugrunde legten und behufs Gewinnung eines größeren Zeitmaßes 
mit 60 multiplizierten, erhielten sie die Einteilung des Tages in 12 Doppel- 
stunden und 720 Doppelminuten, die ihrerseits wieder eine sexagesimale 
Unterteilung erhielten. Daraus ist dann später unsere heutige Einteilung 
des Tages in Stunden, Minuten und Sekunden geworden. Wie das Zeitmaß, 
haben die Chaldäer auch das älteste astronomische Werkzeug, den Gnomon, 
erfunden. Wie weit die von den Chaldäern mit ihren unvollkommenen 
Werkzeugen erreichte Genauigkeit geht, darüber noch einige Angaben. 
Die Winkel sind bis auf 6’, die Zeit ist bis auf 40 Sekunden genau bestimmt; 
gewisse Beobachtungen sind sogar noch genauer, so z. B. weicht die von 
den Babyloniern ermittelte Dauer der synodischen Umlaufszeit des Mondes 
um nicht ganz 5 Sekunden von der durch die heutige Astronomie be- 
rechneten ab. Eine jahrhunderte-, ja jahrtausendelange unausgesetzte, 
mühsame astronomische Beobachtung muß dazu erforderlich gewesen 
sein, um zu ermitteln, daß das Sonnenjahr 365 Tage dauert und noch 
einen Bruchteil eines Tages mehr, daß der Mondzyklus 223 synodische 
Monate, gleich 18 Jahren 11 Tagen, umfaßt, daß der Frühlingspunkt 
seine Lage ändert, daß die Wiederkehr der Finsternisse innerhalb 6585 
Tagen erfolgt, Leistungen, die: um so erstaunlicher werden, wenn man 
die geringfügigen Hilfsmittel der Beobachtung in Betracht zieht. Von 
den Babyloniern rührt auch die Einteilung des Tierkreises in 12 Stern- 
bilder her, von denen wir sechs noch haben: Widder, Stier, Zwillinge, 
Wage, Skorpion, Schütze. Ihre astronomischen Urkunden, soweit sie 
uns noch erhalten sind, reichen bis auf die Zeit zurück, wo die Frühlings- 
sonne im Zeichen des Stiers stand. Im achten Jahrhundert v. Chr. trat 
sie in das Zeichen des Widders, und so wird es erklärlich, daß die Präzession 
der Tag- und Nachtgleichen so scharfen Beobachtern, wie die chaldäischen 
Astronomen waren, nicht entging. 
Nicht minder sorgfältig war ihre Beobachtung der fünf Planeten Merkur, 
Venus, Mars, Jupiter, Saturn. Ihre Stellung zueinander, ihre Entfernung 
von Sonne und Mond, ihre vorläufige und ihre rückläufige Bewegung 
sowie deren Kehrpunkt, vor allen Dingen aber ihren heliakischen Aufgang 
und Untergang!) zu ermitteln war das Ziel ihrer Beobachtungen. Die
	        
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