Full text: Geschichte des naturwissenschaftlichen und mathematischen Unterrichts (1. Band)

192 IV. Abschnitt: Das achtzehnte Jahrhundert. 
schon besser ist, daß das elliptisch geformte Sprachrohr jedoch am weite- 
sten verständlich bleibt. 
Der fünfte Versuch beschäftigt sich mit der experimentellen Prüfung 
der Überlieferung, daß Archimedes bei der Belagerung von Syrakus römische 
Schiffe durch Brennspiegel in Brand gesteckt haben soll. Obwohl Silber- 
schlag sich nicht verhehlt, welche Schwierigkeiten der physikalischen Mög- 
lichkeit einer solchen Tatsache entgegenstehen, so will er jene Erzählung 
doch nicht ohne weiteres in das Reich der Sage verweisen. Er zeigt sich 
auch hier als der vorsichtige besonnene Forscher, der kein vorschnelles 
Urteil fällen will, und als der humane Gelehrte, der es nicht über sich ge- 
winnen kann, Männer wie Diodorus Siculus, Zetzes, Zonaras, Galenus 
zu beschuldigen, eine bloße Anekdote als geschichtliche Tatsache berichtet 
zu haben. Er unterzieht daher die Stelle bei Zetzes, die von jenen Spiegeln 
handelt, einer genauen Kritik und kommt dabei zu dem Schluß, daß dort 
unmöglich Hohlspiegel gemeint sein können, sondern daß eine Vereinigung 
mehrerer ebenen Spiegel darunter zu verstehen sei. Dieser Gedanke läßt 
ihm keine Ruhe, er muß sofort ein dahin zielendes Experiment machen. 
Obwohl es Winter ist, geht er mit mehreren Schülern ins Freie und läßt 
von jedem einen Planspiegel so halten, daß die reflektierten Sonnen- 
strahlen in einen kleinen Herd vereinigt werden. Ein hier befindliches 
Thermometer steigt binnen wenigen Minuten höher, als die stärkste Sonnen- 
hitze es treiben würde. Eine Abschätzung dieser Temperatursteigerung 
und eine Berechnung der zum Entzünden trockenen Holzes erforderlichen 
Hitze führt ihn dann zu dem Ergebnis, daß eine Vereinigung ebener Spiegel 
deren spiegelnde Fläche zusammen 288 Quadratfuß betragen und die das 
Sonnenlicht auf einen Herd von 2 Quadratfuß vereinigen, vielleicht schon 
imstande sein dürfte, eine solche Hitze hervorzubringen. Wenn man gleich- 
wohl noch gegründete Zweifel an der physikalischen Möglichkeit hegen darf, 
so ist doch ein solches Verfahren für die Jugend bildender und instruktiver, 
als wenn man mit überlegener Geringschätzung es als töricht bezeichnet, 
jener Fabel von Archimedes Glauben beizumessen. 
Vielleicht der belangloseste von allen Versuchen ist der fünfte, der uns 
die Eigenschaften der Dampfkugel vorführt, deren „wunderbare Würkungen“‘ 
in früheren Jahrhunderten ja vielfach angestaunt wurden. Er zeigt den 
Regenbogen, der in dem auftretenden Wasserdunst hervorgerufen wird, 
die starke Ausdehnung der Luft, behandelt die Anwendung der Dampf- 
kugel auf die Hebung von Wasser und gibt sogar eine Anwendung auf 
Erdbeben. 
Der elfte Versuch gibt uns einen ausführlichen Bericht über einige elek- 
trische Experimente, um die „elektrischen Erschütterungen‘ zu verstärken, 
über die Erfahrungen, die er bei ihrer Anwendung zur Heilung von Krank- 
heiten gemacht hat, und bringt Vorschläge, wie die Blitzgefahr am besten
	        
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