II. Kapitel: Unterricht im 18. Jahrhundert. 193 
zu vermeiden sei. Obgleich er unter den in seinem Verzeichnis aufgeführten 
Apparaten keine erwähnt, die sich auf Elektrizität beziehen, ist er doch 
sehr gut damit versehen; vor allen Dingen scheint seine Elektrisiermaschine 
in gutem Stande und von kräftiger Wirkung gewesen zu sein. Sie war mit 
einem an Seidenfäden aufgehängten Konduktor versehen und zur Ab- 
nahme der Elektrizität von dem als Reiber dienenden Glaszylinder hatte 
Silberschlag selbst eine Einrichtung erfunden, die unsern Saugspitzen 
gleicht. Vom Konduktor gingen viele feine Goldblättchen aus, die mit ihren 
Enden auf der Glasfläche entlang schleiften. Er stand also mit seiner Ma- 
schine vollständig auf der Höhe der damals bekannten Verbesserungen. 
Erst wenige Jahre vorher hatte Bose in Wittenberg die Anbringung eines 
Konduktors vorgeschlagen. Dagegen scheinen die Leydener Flaschen in 
der Form, in der wir sie kennen, damals noch wenig bekannt gewesen zu 
sein, ihr Name noch nicht eingebürgert. Er nennt sie noch Verstärkungs- 
flaschen und bedient sich des Wassers sowohl als innerer wie als äußerer 
Belegung, weiß aber schon ein Dutzend solcher Flaschen zu einer Batterie 
zu vereinigen, indem er alle in ein großes Gefäß mit Wasser stellt und im 
Wasser eine Kette um sie herumschlingt. Um die Entladungen zu verstär- 
ken, füllt er die Flaschen mit Wasser, das „geläuterten‘‘ Salpeter aufgelöst 
enthält, und so erzielt er schließlich Funken von 4 Zoll (= 10 cm) Länge von 
solcher Helligkeit und Kraft, daß sie an lichten Tagen kleinen Blitzen 
gleichen! 
Bei allen seinen Experimenten leitet ihn stets der Gedanke, etwas Gutes 
und Brauchbares zu schaffen, in der Erkenntnis der Natur und der An- 
wendung ihrer Kräfte vorwärtszuschreiten. Er beklagt es, daß man in 
Deutschland nicht mehr so viel Fleiß wie früher auf elektrische Versuche 
verwende, und als Ursache dieses Mangels bezeichnet er eben, daß man 
obiges Prinzip außer Acht lasse, sich zu sehr mit bloßen elektrischen „Spiel- 
werken‘ beschäftige, die nur die Neugier der Jugend befriedigen, danach 
aber eine öde Leere, keinen Anreiz zum Vorwärtsschreiten in ihr zurück- 
lassen. Sollte diese vor 150 Jahren gemachte Bemerkung nicht auch heute 
noch einen Mangel unseres Unterrichts in der Elektrizität treffen? Finden 
sich nicht in den Beständen unserer physikalischen Kabinette viele elek- 
trische Apparate, die nur als Spielwerke zu bezeichnen sind? Wann wird 
man bei der Anschaffung elektrischer Apparate endlich zu dem Prinzip 
greifen, nur solche zu nehmen, die tatsächlich instruktiv, für die Gewinnung 
besserer Einsicht in das Wesen elektrischer Vorgänge geeignet sind? 
Die mit Hilfe der Verstärkungsflaschen erzeugten kräftigen Erschütte- 
rungen verwendet Silberschlag auch zur Heilung von Lähmungserscheinun- 
gen, und er berichtet von zwei Fällen, in denen er selbst diese heilende 
Wirkung erprobt hat. Er zeigt sich dabei ebenso vorsichtig wie gründlich 
und hat daher auch die Genugtuung, daß im zweiten Fall der Patient nach 
Pahl, Geschichte des math. und naturw. Unterrichts. 13