Full text: Geschichte des naturwissenschaftlichen und mathematischen Unterrichts (1. Band)

II. Kapitel: Unterricht im 18. Jahrhundert. 195 
segensreicher Tätigkeit. Obwohl ihm in der Residenz weit umfangreichere 
Mittel zur Fortsetzung der physikalischen Experimente zu Gebote standen, 
sehen wir ihn auf diesem Gebiet nicht mehr so tätig, da seine Zeit zu sehr 
durch die Organisation der Schule in Anspruch genommen war; doch behielt 
er die Pflege der Mathematik wie der Naturwissenschaften stets im Auge, 
und als er aus der großen Zahl der Fachklassen, in die Hecker seine Schule 
geteilt hatte, drei gesondert nebeneinanderstehende Schulen schuf, von 
denen die erste ein Gymnasium, die zweite eine Kunstschule, die dritte 
aine deutsche Schule, d. h. Gemeindeschule, war, war es seine erste Sorge, 
daß sämtliche Klassen des Gymnasiums bis zu 4 Stunden Mathematik, die 
unteren und mittleren 2 Stunden Naturkunde, die beiden obersten Klassen 
2 Stunden Physik erhielten. Vor allen Dingen sorgte er auch für An- 
schaffung von Apparaten und Modellen, so daß deren Bestand, über den 
schon Hecker im Programm von 1768 einen kurzen Bericht gibt, in wenigen 
Jahren mehr als verdoppelt wurde, und er es für angezeigt hielt, 1777 
ein besonderes Verzeichnis der im Maschinensaal der Realschule befind- 
lichen Maschinen und Modelle im Druck erscheinen zu lassen.”) Es umfaßt 
298 Nummern, von denen sich 107 auf die eigentliche Physik, die übrigen 
auf die Geometrie, Arithmetik, Feldmeßkunst, Astronomie, Geographie, 
Chronologie, Maschinenlehre, Manufakturen, Landwirtschaft, Öfen, Bau- 
kunst, Kriegsschiffe usw. beziehen. Eine vollständige Mitteilung und Be- 
sprechung dieses Verzeichnisses würde selbst bei Beschränkung auf die 
rein physikalischen Zwecken dienenden Apparate hier zu weit führen, 
doch sei mitgeteilt, was besonderes Interesse verdient. Unter den 
Namen fallen noch zahlreiche lateinische Bezeichnungen auf: Statera Ro- 
mana (römische Schnellwage), Polyspasten (Flaschenzüge), Anemometer 
(Windmesser), Fons intermittens (intermittierender Springbrunnen), Pila 
Heronis (Heronsball), Aeoli pila (Dampfkugel), Canales communicantes (kom- 
munizierende Röhren), Brontometer”) (Gewittermesser), Olla Papiniana 
(Papinscher Topf, schon 1768 von Hecker aufgeführt und mit „Tauben- 
brater‘“ übersetzt), Clepsydra (Wasseruhr), Camera obscura portatilis, 
Prismata triangularia. Im übrigen finden wir schon alle heutigen Dis 
ziplinen der Physik durch Apparate vertreten, wenn auch die Akustik, 
abgesehen von musikalischen Instrumenten, nur mit zwei, einem Mor- 
ländischen Sprachrohr und einem Hörrohr bedacht ist, die Wärmelehre nur 
fünf aufweist, ein Hygrometer, ein Pyrometer, ein Thermometer, die 
Aeolipila und den Papinschen Topf. Die beiden Elektrisiermaschinen, 
von denen die kleinere als Reiber eine Scheibe, die größere zwei Kugeln 
besitzt, ein Brontometer sowie ein Haus, um das Einschlagen eines Blitzes 
zu zeigen, sind jedenfalls dieselben Apparate, die schon Hecker 1768 
erwähnt; um die Wirkungen des Magnetismus zu zeigen, sind zwei Huf- 
eisenmagnete vorhanden. Es sei erwähnt, daß die für akustische, thermische, 
19*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.