Full text: Geschichte des naturwissenschaftlichen und mathematischen Unterrichts (1. Band)

I. Kapitel: Kenntnisse der Alten. 
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aufgefundenen Gebrauchsgegenständen des täglichen Lebens, den Waffen, 
den Werkzeugen, den Schmucksachen, aus den Abbildungen an den Tempel- 
wänden, aus dem, was uns der Codex Hammurabi über die Medizin der 
alten Babylonier, der Papyrus Ebers über die der Ägypter berichten, 
Rückschlüsse ziehen, die ein ungefähres Bild von dem Stande der natur- 
wissenschaftlichen Erkenntnis jener beiden alten Kulturvölker zu geben 
gestatten. 
In der Physik waren ihnen von den sog. einfachen Maschinen jeden- 
falls der Hebel, die Rolle und die Winde bekannt. Den gleicharmigen 
Hebel benutzten die alten Ägypter als Wage; statt der Zunge hing vom 
Wagebalken ein Gewicht herab, das den horizontalen Gleichgewichts- 
zustand des Balkens zu beurteilen ermöglichte. Da wir wissen, daß das 
kleinste von den alten Ägyptern benutzte Gewicht 0,71 g wog, so müssen 
sie in der Kunst, empfindliche Wagen herzustellen, sehr weit vorgeschritten 
sein. Ihre Kanalbauten, Schöpfräder und Wasserleitungen, bei denen 
sowohl Blei- wie Kupferröhren verwandt wurden, beweisen, daß ihnen 
wichtige Grundtatsachen aus der Mechanik der Flüssigkeiten bekannt 
waren. Obwohl sie sicherlich vom Luftdruck nicht die geringste Kenntnis 
besaßen, war ihnen die Wirkungsweise des Hebers wohlbekannt. Sie 
übten die Destillation aus und verstanden es, mit Hilfe von Blasebälgen 
solche Hitzegrade herzustellen, daß sie das Eisen darin schmelzen konnten. 
Ob die seitlich von den Tempeleingängen angebrachten Pylonen, deren 
mit Kupfer überzogene und dann vergoldete Spitzen hoch in die Luft 
hineinragten, tatsächlich schon zum Schutze gegen Blitzgefahr angebracht 
waren, bleibt freilich sehr zweifelhaft. Eine in Niniveh aufgefundene 
plankonvexe Linse aus Bergkristall von 0,2 Zoll Dicke und 4,2 Zoll Brenn- 
weite, die wahrscheinlich als Brennglas diente, läßt vermuten, daß die 
Assyrer und somit auch deren Vorgänger, die Chaldäer, einige optische 
Kenntnisse gehabt haben. 
Ziemlich bedeutend müssen die chemischen Kenntnisse gewesen sein, 
wird doch der Name Chemie von Kemi, dem alten Namen für Ägypten, 
hergeleitet, das als das Vaterland der Chemie gilt. Von den Nichtmetallen 
kannte man nur Schwefel und Kohle; von den Metallen waren dagegen, 
außer den beiden Edelmetallen Gold und Silber, Blei, Kupfer, Zinn und 
das Eisen bekannt. Von diesen ist das Gold den alten Kulturvölkern 
jedenfalls zuerst bekannt geworden; schon Jahrtausende v. Chr. ver- 
standen sie es zu Gefäßen und Geräten aller Art, Spiegeln und Schmuck- 
gegenständen zu verarbeiten. In Form von Platten und Ringen brachten 
sie es in den Handel. Es in Fäden zu. ziehen verstanden sie noch nicht, 
doch übten sie schon die Kunst des Vergoldens. Während die alten Ägypter 
selbst einen äußerst einträglichen Bergbau auf Gold in Nubien, in dem 
Gebirge zwischen dem Nil und dem Roten Meer betrieben, fanden sie
	        
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