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I. Abschnitt: Altertum und Mittelalter.
Silber nicht in ihrem Lande. Dies lernten sie daher auch erst später kennen;
die Phönizier führten es, wahrscheinlich aus Spanien, bei ihnen ein. Wie
sie das reine Silber aus den silberhaltigen Erzen herauszogen, entzieht
sich unserer Kenntnis, doch verstanden sie es, Legierungen mit Gold her-
zustellen, die 2 Teile Gold und 3 Teile Silber aufweisen. Kupferberg-
werke hatten die Chaldäer und Assyrer am oberen Tigris, die Ägypter
auf der Insel Meroe und der Halbinsel Sinai. Die Erzgänge auf Meroe
lieferten gediegenes Kupfer, während der Sinai die Fundstätte des Mala-
cChits war, aus dem das Kupfer erst erschmolzen wurde. Von der viel-
seitigen Verwendung dieses‘ Metalls sei nur besonders eine Wasserleitung
mit kupfernen Röhren erwähnt, die in einem um 2500 v. Chr. erbauten
Tempel bei Memphis aufgefunden wurde. Fundstätten des Zinn gab es
im alten Assyrien und Ägypten nicht; mit diesem Metall versorgten die
Tyrer die alten Kulturvölker. Es wurde dann mit Kupfer legiert und so
die zur Herstellung von Waffen, Zierraten und Schmuckgegenständen
schon in den ältesten Zeiten sehr beliebte Bronze gewonnen. Als Material
der Wasserleitungsröhren wurde in Niniveh und in Ägypten namentlich
das Blei verwandt; auch war die Gefährlichkeit solcher Röhren nicht
unbekannt geblieben. Doch beschränkte sich der Gebrauch des Bleies
nicht darauf: aus ihm wurden Gewichte, Senkbleie, Beschwerungsstücke
für Schiffsanker, Wurfgeschosse für Schleudern, Münzen, Medaillen und
Siegelabdrücke hergestellt. Man kannte die Gewinnung der Bleiglätte
und die Rückgewinnung des Bleies aus ihr und benutzte das Bleiweiß
als Malerfarbe,
Babylonier wie Ägypter wußten das Eisen aus seinen Erzen nieder-
zuschmelzen und verarbeiteten es zu Helmen, Panzern und Waffen. Sie
kannten sogar schon das Härten des Eisens zu Stahl; ohne stählerne Werk-
zeuge hätten die Ägypter schwerlich den Granit in so vollkommener Weise
bearbeiten können. Eisenoxyd und Zinnober wurden als Farben gebraucht,
doch scheint das aus dem Zinnober verhältnismäßig leicht zu gewinnende
Quecksilber ihnen noch unbekannt geblieben zu sein. Von den Alkali-
verbindungen waren den Babyloniern und Ägyptern die Lauge der Pflanzen-
asche sowie die in Ägypten als Auswitterung des Bodens natürlich vor-
kommende Soda bekannt, die beide zur Darstellung von Seife benutzt
wurden. Nicht die Phönizier, sondern die Ägypter sind die Entdecker des
Glases und der Kunst, schön gefärbte Glasflüsse herzustellen, die als
künstliche Edelsteine benutzt wurden; als roter Farbstoff diente ihnen
dabei das Kupferoxyd, als blauer dienten Kobaltverbindungen. Welche
echten Edelsteine ihnen bekannt waren, läßt sich nicht genau feststellen,
da es zweifelhaft ist, ob die Namen, die mit Onyx, Jaspis, Smaragd usw.
übersetzt worden sind, tatsächlich denselben Mineralien zukommen, die
wir heute so nennen. Auf nicht minder hoher Stufe, wie die Glasindustrie,