11. Kapitel: Unterricht im 18. Jahrhundert. 223
graphie als eigentlich mit zu den physikalischen Wissenschaften gehörig
erwähnt, doch ist jetzt schon deutlich die Neigung zu erkennen, den Begriff
der Physik im heutigen Sinne zu differenzieren. Nach solchen einleitenden
Bemerkungen geht Erxleben dazu über, einige allgemeine Untersuchunge einige allgemeine Unt n
über die Körper überhaupt zu geben, d.h. von den allgemeinen Eigen-
schaften der Körper zu sprechen, mit denen auch Newton seine principia
beginnt und die bis heute den Anfang fast aller Lehrbücher der Physik
bilden. - Wie wenig diese eigentlich dazu geeignet sind, gerade den Beginn
eines Kursus in der Physik zu bilden, darauf ist schon bei Newton hin-
gewiesen worden. Man könnte sie füglich eine Art Metaphysik nennen,
oder den letzten Rest der alten aristotelischen Betrachtungsweise physi-
kalischer Dinge, der sich durch den Lauf von zwei Jahrtausenden bis in
unsere modernen Schulbücher hinübergerettet hat, ein Beispiel, wie zäh
der Menschengeist doch an den alten Bahnen seines Denkens und Forschens
festhält, wie er sich unbewußt immer wieder an das anklammert, was
ihm früher als Führer diente, obwohl er längst erkannte, daß er dieser
Führung nicht mehr folgen dürfe, wenn er zu einer sicheren Erkenntnis
gelangen will. Wenn man vom historischen Standpunkt aus jenen „all-
gemeinen Eigenschaften der Körper‘“ ein Anrecht auf ihren Platz in einem
Lehrbuche der Physik nicht absprechen kann, so muß es doch vom päda-
gogischen Standpunkt aus direkt als schädlich bezeichnet werden, damit
zu beginnen.
Die Mechanik gliedert sich dann in fünf Abschnitte: 1. Von der Be-
wegung überhaupt. 2. Statik und Mechanik. 3. Hydrostatik. 4. Wirkungen
der anziehenden Kraft bei flüssigen Körpern. 5. Von der Luft. Die Statik
und Mechanik handelt der Reihe nach von der Schwere überhaupt, vom
Hebel und vom Räderwerke, vom Schwerpunkt, von der schiefen Ebene,
von der beschleunigenden Kraft der Schwere, von der Ursache der Schwere,
vom Pendel, vom Stoße der Körper, vom Reiben und vom Widerstande,
den Körper von Flüssigkeiten erleiden, in denen sie sich bewegen. Be-
sonderes Interesse verdient hier das Kapitel von der Ursache der Schwere.
Obwohl Erxleben der Ansicht huldigt, daß die Schwere eine Eigenschaft
jeder Masse ist, verfehlt er doch nicht darauf aufmerksam zu machen, daß
damit die Massenanziehung ebenso wenig erklärt ist, wie mit den T heorien
des Descartes und Huyghens von einer „schwermachenden Materie‘. Er
ist sich klar darüber, daß beide Anschauungen eigentlich nichts anderes
sind als der Ausdruck für unsere vollständige Unwissenheit über die eigent-
liche Ursache der Schwere. Doch merkt man in seinen Erörterungen die
Neigung, in der Hypothese von einer unmittelbar in die Ferne wirkenden An-
ziehungskraft eine wirkliche Erklärung der allgemeinen Gravitation zu sehen.
Die Hydrostatik bringt die Besprechung des Gleichgewichts flüssiger
Körper unter sich selbst und mit festen Körpern, die sich in ihnen befinden;