Full text: Geschichte des naturwissenschaftlichen und mathematischen Unterrichts (1. Band)

226 IV. Abschnitt: Das achtzehnte Jahrhundert. 
Einen ‚ganz bedeutenden Fortschritt weist der Abschnitt von der 
Elektrizität auf, was schon aus der bloßen Aufzählung der Kapitelüber- 
schriften hervorgeht: Die ersten Begriffe von der Elektrizität, Das elek- 
irische Anziehen und Zurückstoßen, Entgegengesetzte Elektrizität, Das 
elektrische Licht, Elektrizität mit dem luftleeren Raum verbunden, Andere 
Wirkungen der Elektrizität auf unsere Sinne, Die elektrische Erschütterung, 
Vom Elektrophor, Herrn Voltas Kondensator, Theorien der Elektrizität, 
Theorie des Kondensators, der Kleistischen Flasche und des Elektrophors, 
Einige besondere Elektrizitäten. Bei der Besprechung der elektrischen 
Theorien bekennt sich Erxleben unumwunden zu der unitarischen Hypo- 
these Franklins, obwohl Symmers Theorie von den zwei elektrischen 
Fluiden diese schon beinahe verdrängt hatte. Gern gibt er dabei zu, daß 
die dualistische Hypothese vieles leichter und plausibler erklärt. Bei der 
Theorie des Kondensators begegnen wir schon dem klar ausgeprägten Be- 
griff der Kapazität, während das Potenzial noch in der Bezeichnung 
Elektrizitätsgrad verborgen liegt; auch entspricht der Versuch zur Er- 
klärung der Wirkungsweise des Kondensators schon der Art und Weise, 
wie man heute die Verhältnisse betreffend Potenzial und Kapazität beim 
Kondensator klar zu machen sucht. Hinsichtlich der „Leydenschen 
Flasche‘ ist die Tatsache von Interesse, daß man mit Wasser gefüllte, 
geladene Verstärkungsflaschen schon verschickte und daß man wußte, 
man könne das Wasser einer solchen Flasche in ein anderes Glasgefäß um- 
gießen und doch die erschütternde Wirkung mit der neuen Flasche wieder- 
erhalten. 
Der Abschnitt von der magnetischen Kraft behandelt das „Anziehen 
und Zurückstoßen‘‘ des Magnets, die Herstellung künstlicher Magnete, 
die Theorie eines magnetischen Fluidums, den Indifferenzpunkt und den 
kulminierenden Punkt. Nachdrücklich macht Erxleben auf die Ähnlich- 
keiten: von Magnetismus und Elektrizität und auf die Wechselwirkungen 
elektrischer und magnetischer Kräfte aufmerksam. Wir erfahren, wie 
verbreitet schon zu seiner Zeit bei den Physikern die Vermutung eines. 
engen Zusammenhangs zwischen beiden Erscheinungsgebieten war. 
Auch in dem letzten Abschnitt seines Lehrbuchs, der „Von der Erde 
insbesondere‘ handelt, finden wir Fragen berührt, die wir heute in die 
entsprechenden Teile der Physik hineinziehen: Die Richtungen des. 
Magnets nach den Weltgegenden, der Luftkreis und die Gewitter, der 
Regenbogen und. andere glänzende Lufterscheinungen (Nordlichter, Irr- 
lichter, „Sternschneutzen“‘), die Witterungen und ihr Wechsel in den ver- 
schiedenen Gegenden der Erde und in den verschiedenen Jahreszeiten. 
Wenn wir uns so den Inhalt wie die wissenschaftliche Auffassungs- 
weise des Erxleben-Lichtenbergschen Lehrbuchs der Naturlehre vergegen- 
wärtigen und den gleichzeitigen Entwicklungszustand der Wissenschaft.
	        
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