II. Kapitel: Unterricht im 18. Jahrhundert. 229
Kochsalz besprochen; Büsching rechnet außerdem den Arsenik dazu, den
Reccard zu den Halbmetallen rechnet. Brennbare feste Stoffe sind Schwefel,
Steinkohle; brennbare Harze und Öle: Asphalt, Naphta, Bergöl. Halb-
metalle sind Wismut, Kobalt, Quecksilber; Metalle: Gold, Silber, Kupfer,
Zinn, Blei, Eisen.
In der Zoologie und Botanik unterscheidet sich Reccards Buch sehr
vorteilhaft von dem Büschings. Dieser teilt das Tierreich ein in Haarige
Vierfüßler, Nichthaarige Vierfüßler, Tiere mit Federn, Tiere mit Floß-
federn, Schlangen, Insekten und Würmer. Dabei rechnet er z. B. den
Walfisch zu den Fischen. Auch die Unterteilung der Klassen ist ziemlich
oberflächlich: die haarigen Vierfüßler teilt er ein in solche mit Zehen und
solche mit Hufen; die Vögel in vierzehige, dreizehige und zweizehige; die
Fische in Lungenfische, zu denen er außer dem Walfisch, auch die Störe,
die Rochen, die Neunaugen und Lampreten rechnet, und Kiemenfische,
diese letzteren wieder nach der Stellung der Bauchflossen. Reccard be-
ginnt dagegen seine Tierkunde mit einer ziemlich eingehenden Dar-
stellung des menschlichen Körpers, seiner Knochen, Muskeln, Nerven und
Organe. Die Einteilung der Säugetiere in 8 Ordnungen, der Vögel in 6 Ord-
nungen hat schon Ähnlichkeit mit der heutigen, ebenso die der Fische
in 5 Ordnungen, der Insekten in 7 Ordnungen. Zu den Amphibien rechnet
er merkwürdigerweise auch Stör und Hay, doch sind Walfisch und Delphin
schon unter die Säugetiere eingereiht. Die niederen Tiere, auch die Schnecken,
Muscheln, Stachelhäuter, Pflanzentiere, begreift er, wie auch Büsching,
mit unter der allgemeinen Bezeichnung: Würmer,
Das Pflanzenreich teilt Büsching in Moose, Schwämme (!), Kräuter,
Stauden, Bäume und gruppiert die Pflanzen innerhalb dieser Kreise ledig-
lich nach dem Nutzen für die Menschen. Reccard beginnt mit einer ziemlich
eingehenden Beschreibung aller Teile einer Pflanze und.ihres Baues im
allgemeinen. Die Beschreibung einer Pflanze, ihre Bestimmung, d. h. die
Angabe ihrer unterscheidenden Merkmale, ihre Benennung und die Ein-
teilung des Planzenreichs sind nach ihm die eigentliche Aufgabe des botani-
schen Unterrichts. Er schließt dann mit einer kurzen Darstellung sämt-
licher Klassen des „„Linnäischen‘ Systems und Aufzählung der wichtigsten
zu jeder Klasse gehörigen Pflanzen.
Vergleicht man den Inhalt der beiden hier besprochenen Lehrbücher
mit dem Zustande, in dem sich die Mineralogie, Zoologie und Botanik
selbst am Ausgange des 18. Jahrhunderts befanden, so muß män staunen,
wie weit die Pflege dieser Unterrichtszweige hinter der Entwicklung
der Wissenschaften selbst zurückgeblieben ist. Wenn es auch am
Ende des 18. Jahrhunderts kaum noch ein Gymnasium gab, an dem
nicht wenigstens bis zu 4 Stunden Naturgeschichte. in den unteren und
mittleren Klassen gegeben wurde, so war es doch mit dem, was in diesen