Full text: Geschichte des naturwissenschaftlichen und mathematischen Unterrichts (1. Band)

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II. Kapitel: Unterricht unter dem Einfluß der staatlichen Verfügungen. 281 
Mathematik und Physik als Hauptfach wählen, die Prüfung in keinem der 
andern Fächer ganz ablehnen, nur derjenige, welcher bloß an Real- 
schulen Mathematik und Naturwissenschaften zu lehren vorhat, darf 
die Prüfung im Griechischen und Hebräischen ganz ablehnen und statt 
der lateinischen Sprache die französische für die Abfassung einer der 
schriftlichen Arbeiten wählen. Alle Kandidaten werden aber in Philo- 
sophie, Pädagogik und Theologie geprüft. Je nach dem Ergebnis der 
Prüfung wird die facultas docendi in® drei Abstufungen erteilt, für die 
unteren, die mittleren und die oberen Klassen. 
Nachdrücklich wird von Schulze hinzugefügt, daß auch „von den 
Kandidaten, welche in der Mathematik, Physik und der Naturbeschreibung 
gar keinen Unterricht erteilen wollen, dennoch die Kenntnis der eben ge- 
nannten Wissenschaften insoweit zu fordern ist, als es nötig ist, um den Zu- 
sammenhang des mathematischen, physikalischen und naturhistorischen 
Studiums mit der Gesamtbildung des Menschen und das Verhältnis dieser 
Wissenschaften zu den anderen Lehrgegenständen einzusehen und richtig 
zu würdigen. Offenbar folgt Schulze hier der Anregung, die er selbst als 
Schüler Wolfs in dem von diesem gegründeten philologischen Seminar zu 
Halle erhalten hat, von dem so viele der zu seiner Zeit in allen Teilen 
Deutschlands in neuhumanistischem Sinne wirkenden Schulmänner aus- 
gegangen sind. Wolf hat sich über die Aufgabe des Seminars in dem 
von ihm ausgearbeiteten Entwurf folgendermaßen geäußert: ‚Die Se- 
minaristen müssen aus dem eigentlichen philologischen Studium ihr 
Hauptstudium machen, dabei aber andere zur Humanität gehörende 
Kenntnisse nicht außer acht lassen, namentlich die verschiedenen Teile 
der Geschichte und die vornehmsten Zweige der Philosophie, Mathematik 
und Physik, so daß sie neben dem philologischen Kursus auch darüber 
einige Vorlesungen zu besuchen haben. Solche, die mehr Neigung zur 
Mathematik als zur Philosophie haben oder mehr als zur allgemeinen 
Historie, müssen mehrere Teile jener Wissenschaften hören, damit es einst 
den Schulen nicht an Lehrern hierin fehle. Jeder aber muß in der Mathe- 
matik außer mathesis pura besonders die allgemeinen Anfangsgründe der 
Astronomie und Mechanik erlernen, soviel zur heutigen Aufklärung und 
zum Verständnis der alten Dichter nötig ist.‘ Indem Schulze diese Ge- 
danken Wolfs in sein Prüfungsreglement aufnimmt, sucht er einerseits 
mehr Fachlehrer für Mathematik und Naturwissenschaften zu gewinnen, 
andererseits auch die Philologen im Notfall für diese Fächer brauchbar 
zu erhalten. In demselben vom 20. April 1831 datierten Edikt wird auch 
das Probejahr eingeführt, um „die Lehrgeschicklichkeit der. Kandidaten 
des höheren Schulamts weiter auszubilden und ihre praktische Brauchbar- 
keit genauer kennen zu lernen‘. Man kann nicht umhin, diese Maßnahmen 
Schulzes als wohl geeignet zu bezeichnen, um auch für den Physikunterricht
	        
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