Full text: Geschichte des naturwissenschaftlichen und mathematischen Unterrichts (1. Band)

I. Kapitel: Kenntnisse der Alten. 
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Die Erscheinung des Echos war dagegen vollständig richtig von ihm er- 
klärt worden; ebenso kannte er schon die Abhängigkeit der Tonhöhe einer 
Pfeife von ihrer Länge. Nach ihm wandte man sich mehr der Harmonie- 
lehre, der eigentlichen Musik zu, wie des Euklides „Harmonik‘ und die 
„harmonicorum libri tres‘“ des Ptolemäos sowie des Bo&thius (481—524 
n. Chr.) fünf Bücher über Musik beweisen. 
In der Optik hatten die Pythagoreer und Empedokles der Ansicht ge- 
huldigt, daß die Lichtstrahlen, vermöge deren wir die Gegenstände er- 
kennen, vom Auge ausgehen. Aristoteles jedoch widerlegte diese Ansicht, 
indem er betonte, daß das Bild der Gegenstände nur durch die Vermittlung 
des zwischen ihnen und dem Auge liegenden Mediums zu unserer Wahr- 
nehmung gelangen könne. Hinsichtlich des Regenbogens finden wir bei 
ihm die Erklärung lediglich als Reflexionserscheinung; er kennt auch den 
künstlichen Regenbogen, der sich in zerstäubtem Wasser zeigt, erwähnt 
auch die seltene Erscheinung des Mondregenbogens, der nur bei Vollmond 
eintrete und daher so selten sei. Euklid kehrte zu der Anschauung des 
Empedokles zurück, nach der die Lichtstrahlen vom Auge ausgehen, stellte 
das Reflexionsgesetz auf und hatte damit ein Mittel gefunden, die Wirkungs- 
weise der ebenen und sphärischen Spiegel mathematisch zu behandeln. 
Heron setzte seine Betrachtungsweise fort, doch er wie Euklid bleiben 
hinsichtlich der Hohlspiegel in dem Irrtum befangen, daß ihr Brennpunkt 
im Mittelpunkt liegt. Schwieriger als die Erforschung der Katoptrik war 
das Eindringen in die Dioptrik. Ptolemäos stellte die ersten Versuche an, 
den Weg eines Lichtstrahls festzustellen, der von der Luft ins Wasser ein- 
dringt, und bestimmte zu einem gegebenen Einfallswinkel von 10 zu 10 Grad 
den jedesmaligen Brechungswinkel. Seine Versuche führten ihn zwar noch 
nicht zur Entdeckung des Brechungsgesetzes, doch reichten sie aus, um 
die Wirkungsweise der schon vor Aristoteles bekannten Brenngläser sowie 
die von Seneca (2—66 n. Chr.) beobachtete vergrößernde Wirkung einer 
Glaskugel zu verstehen. 
Da nach Aristoteles die Wärme eine elementare Eigenschaft sein sollte, 
die dem Feuer absolut, allen anderen Körpern in gewissem Maße zukomme, 
so waren seine Vorstellungen über dieselbe und ihren Einfluß auf den 
Aggregatzustand sehr unklar. Nur die Relativität des Begriffs „warm“ 
hatte der Stagirite richtig erkannt; Versuche, um über die. Wirkungen der 
Wärme ins klare zu kommen, hatte er nicht gemacht, dagegen versuchte 
Philon die Einwirkung der Wärme auf die Luft durch einen Apparat zu 
prüfen, den man eine Art Thermoskop nennen könnte. Im ganzen Alter- 
tum kam man jedoch über die ausdehnende Wirkung der Wärme noch nicht 
zu klaren Vorstellungen. 
Auch in der Elektrizitätslehre kam man über die Kenntnis der an- 
ziehenden Wirkung des Bernsteins auf leichte Körperchen nicht hinaus.
	        
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