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III. Kapitel: Mittelalter.
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fiel die mühsame Aufgabe zu, die Bruchstücke des literarischen Nachlasses
des Altertums, soweit sie von der Völkerwanderung nicht verschlungen
waren, zu sammeln und der Nachwelt”zu erhalten. Nachdem Südeuropa,
besonders das einst so blühende Italien, größtenteils in ein Trümmerfeld
verwandelt, die Städte, diese antiken Bildungszentren, zerstört worden waren,
an die Stelle des in Italien und Griechenland so hoch entwickelten, die
Bildung und das wissenschaftliche Leben fördernden Städtewesens wieder
eine mehr ländliche, geistigen Bestrebungen weniger günstige Lebensweise ge-
treten war, wurden die christlichen Klöster die Mittelpunkte, von denen aus,
tastend und zaghaft, die Bildung sich wieder auszubreiten begann. Unendlich
mühselig war es für die Mönche in den einsamen Klosterzellen, sich wieder in
das Verständnis eines wissenschaftlichen Werks der Alten hineinzuarbeiten.
Auch wäre es den Klöstern des Abendlandes nimmer gelungen, das wissen-
schaftliche Vermächtnis der alten Welt zu erhalten, wenn nicht ein anderes
Volk, das ebenfalls mit Feuer und Schwert sich die Herrschaft über einen
Teil des römischen Weltreichs eroberte, den Wissensschätzen der Be-
siegten größeres Interesse entgegengebracht hätte, die Araber. Nur in der
ersten Zeit, unter den unmittelbaren Nachfolgern Mohammeds zeigte sich
der Islam fanatisch bildungsfeindlich, wie die Zerstörung der wertvollen
letzten Reste der alexandrinischen Bibliothek durch Omar beweist. Allein
nachher nahmen die Araber eifrig die Bildungselemente, die sie in den
eroberten Ländern vorfanden, in sich auf; ihre Kalifen ließen sich sogar
von den oströmischen Kaisern Abschriften aller vorhandenen griechischen
Werke senden, um sie ins Arabische übertragen zu lassen. Unter den so
übersetzten griechischen Büchern befanden sich z. B. sämtliche Schriften
des Aristoteles, des Euklides, des Hipparchos, Galenos, Ptolemäos., Stern-
warten wurden errichtet, in allen größeren Städten entstanden Schulen
und Bibliotheken, es bildeten sich bei den Arabern sogar schon gelehrte
Gesellschaften. An den arabischen Schulen wirkten staatlich besoldete
Lehrer, deren Unterrichtsmethode auf einer hohen Stufe der Entwicklung
stand. Zu Harun al Raschids Zeit zählte Bagdad allein mehr als hundert
öffentliche Bibliotheken. Was Bagdad im Osten war, wurde schließlich
nach der Eroberung Spaniens das Kalifat Kordova im Westen. In Spanien
berührte sich dann die arabische Kultur mit der abendländischen, und so
wurden die Araber die Übermittler der Kultur und des Wissens der Alten
an die in Unwissenheit versunkene abendländische Welt.
Für die Entwicklung der mathematischen Wissenschaft wurde be-
sonders der Umstand glücklich, daß bei den Arabern sich die griechische
Mathematik mit der indischen berührte. Von den Indern erhielten die
Araber die Kenntnis der indischen Ziffern und der Null: die bei uns nach
den Arabern benannte Schreibweise der Zahlen ist nämlich eigentlich die
indische zu nennen.?) Von den Indern erhielten die Araber auch ihre