Full text: Methodik des chemischen Unterrichts (4. Band)

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Allgemeiner Teil. 
zu benützen, ist hier wie dort gleich notwendig. Aus diesem Grund wählte 
der Verfasser für die organische Chemie als Anordnung ein Mittelding 
zwischen der methodischen der Unterstufe und dem System. Die Gefahr, 
daß sich der Lehrer hierdurch beengt fühlt, ist in diesem Fall so gut wie 
ausgeschlossen: gekürzt kann auf organischem Schulgebiet nur werden, 
indem man ganze systematische Gruppen in Wegfall kommen läßt, er- 
weitert dagegen nur, indem man zu den aufgezählten Gruppenvertretern 
aus persönlichen Gründen noch neue hinzufügt. Beides läßt sich im vor- 
liegenden Lehrgang nach Belieben durchführen... Des näheren sei auch hier 
auf die praktische Durchführung im speziellen Teil verwiesen. 
Methodische Hilfsmittel des Unterrichts. 
a) Quantitative Untersuchungen im Unterricht. 
Die Auswahl des Lehrstoffes beeinflußt, wie wir sahen, die Methode. 
Umgekehrt zwingt aber auch die Methodik des Unterrichts, gewisse Ab- 
schnitte des Gesamtgebietes als unentbehrliche Bestandteile für die Schule 
herauszugreifen, auf Grund deren mit Erfolg weitergearbeitet werden kann. 
In erster Linie kommt hierbei für die Gegenwart die grundsätzliche Frage 
zur Entscheidung, ob im Unterricht quantitative Untersuchungen 
ausgeführt werden sollen. Die Ansichten darüber sind gegenwärtig noch 
sehr geteilt. Aus diesem Grund ist der Untersuchung darüber ein größerer 
Abschnitt gewidmet. 
Sollen überhaupt quantitative Versuche in einigermaßen größerer 
Zahl im Unterricht ausgeführt werden? Für die Chemie ist diese Frage 
bis jetzt noch kaum diskutiert und wurde bis vor kurzem noch fast all- 
gemein verneint. Indes mag sie sich mit der Physik trösten. Noch im 
Jahre 1906 verlangte A. Maurer), daß mehr gemessen werden müsse. 
„Denn im Messen ist die induktive Methode begründet, aus Messungen 
allein und den dabei aufgestellten Zahlenreihen ergeben sich die empirischen 
Gesetze, welche die Grundlagen der Theorien sind. Daß das Coulombsche, 
das Ohmsche Gesetz trotz des theoretischen Ausgangspunktes ihrer Ent- 
decker nicht anders aufgefaßt werden könnten, denn als Ergebnisse von 
Messungen, wird viel zu wenig hervorgehoben. Dann erst, wenn im Unter- 
richt die Beobachtungsdaten gewonnen worden sind, wenn jede einzelne 
Stunde in der Aufgabe ausklingt, aus diesen Beobachtungsdaten Kon- 
stanten oder gesetzliche Beziehungen abzuleiten, dann erst wird der 
Bildungswert der Naturwissenschaften recht heraustreten. An Interesse 
des Schülers, ja an wahrer Lust, die gestellte Aufgabe zu lösen, fehlt es 
nicht. Hat er doch selbst die Daten gewonnen, statt daß ihm irgendwelche, 
ihm gänzlich gleichgültige Unterlagen, wie fast immer in der Mathematik 
und in den Sprachen, gegeben worden sind. Fühlt er sich doch selbst als
	        
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