Full text: Methodik des chemischen Unterrichts (4. Band)

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Allgemeiner Teil. 
Staatsexamen hinaufgeschoben zu wünschen, wo eine zweite praktische 
Prüfung stattzufinden hätte, entsprechend dem 2. Examen aller übrigen 
akademischen Berufe, oder entsprechend der Dienstprüfung der Elementar- 
iehrer, und behalte mir vor, auf die hierzu nötigen Einrichtungen im Zu- 
sammenhang mit der Fortbildung des Lehrers zurückzukommen. Aus- 
drücklich sei betont, daß hier von Zwang philosophischer Vorlesungen 
geredet wird, nicht von freiwilligen Studien auf diesem Gebiet, die 
natürlich so gut wie erdkundliche, hygienische oder anderweitige Be- 
strebungen dem rein persönlichen Interesse des zukünftigen Chemielehrers 
immer sehr empfohlen werden müssen. 
Während der Studienzeit erstreckt sich die Arbeit. des Studenten nicht 
bloß auf den Besuch und das Ausarbeiten der Vorlesungen. Durchaus not- 
wendig sind auf allen Gebieten praktische Übungen im Labo- 
ratorium und in Seminarien, deren Besuch durch beglaubigte Zeugnisse oder 
Arbeitsprotokolle nachzuweisen ist. An erster Stelle steht für den zu- 
künftigen Lehrer der Chemie die praktische Arbeit im chemischen Labo- 
ratorium. „Das Ziel der Tätigkeit im Laboratorium ist neben der dadurch 
erstrebten wissenschaftlichen Ausbildung Übung in exakter Darstellung 
von Präparaten und Geschicklichkeit in der Ausführung von Demon- 
strationsversuchen, ferner einige Übung in der qualitativen und quanti- 
tativen Analyse sowie in der physikalischen Chemie.‘‘ 72) 
Bei den praktischen Arbeiten braucht nicht mehr, wie es bisher wohl 
meistens der Fall war, die Analyse in den Mittelpunkt zu rücken. Der Kan- 
didat soll, wie die Unterrichtskommission sich ausdrückt, individuell be- 
handelt werden, damit er sämtliche Zweige seines Faches praktisch erlernt. 
Die präparativen Aufgaben haben sich auch auf das organische Gebiet zu er- 
strecken; auch hierbei bietet sich Gelegenheit, reinliches und quantitatives 
Arbeiten zu üben. Als Beispiele dafür nennt Duisberg: Bromwasserstoff, 
Schwefelwasserstoff, Schwefelsäure und Schwefelsäureanhydrid, Phosphor- 
chloride, Silicium, Bor, Kaliumnitrat, Alaun, Zinkvitriol, Manganchlorür, 
reines Silber aus einer Silbermünze, Chromoxyd, Chromchlorid, Aluminium- 
chlorid; Jodäthyl, Äthylenbromid, Aldehyd, Chinon, Nitrobenzol, Anilin, 
Acetanilid, Äthylanilin, Diazobenzol, Phenol, Naphtol, Chinolin. Zu den 
Versuchen des Schulunterrichts führen die Untersuchungsmethoden mit der 
Bürette, mit der Gasbürette, mit dem Eudiometer. Ferner sollten Bestim- 
mungen des Molekulargewichts, der Dampfdichte, Gefrierpunktserniedri- 
gung, Siedepunktserhöhung, kalorimetrische Aufgaben, elektrolytische 
Arbeiten verschiedener Art teils im chemischen, teils im physikalischen 
Praktikum erledigt werden. Das Aufbauen von einfachen und verwickelteren 
Apparaten muß ebenfalls schon auf der Hochschule gelernt und geübt 
werden, wo Assistenten zur Anleitung bereit sind, auf die Gefahren des 
Arbeitens aufmerksam machen und Unglücksfälle vermeiden lehren.
	        
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