Die äußeren Hilfsmittel des Unterrichts. 203
Großer Wert ist darauf zu legen, daß der Kandidat Brauchbares erzielt
auch mit einfachen Hilfsmitteln, wie sie ihm in seinem späteren Berufe
oftmals fast ausschließlich zur Verfügung stehen.
Zur Ausbildung der künftigen Lehrer besonders geeignet erscheinen
ferner Seminarübungen, welche in der Weise betrieben werden, daß der
Kandidat zu Experimentalvorträgen über ein vom Dozenten auszuwählen-
des Thema herangezogen wird. Die übrigen Teilnehmer hören zu und
greifen in die sich anschließende Debatte ein,
Für sehr wichtig halten wir ferner, daß der Lehramtskandidat der Natur-
wissenschaften sich während seiner Studienzeit eine gewisse technische
Fertigkeit erwirbt im Bearbeiten von Holz, Metall und Glas. Oft genug
kommt der Lehrer in die Notlage, einen zerbrochenen Apparat wenigstens
für vorübergehenden Gebrauch schnell wieder ausbessern zu müssen, bis
Gelegenheit gegeben ist, ihn durch einen Fachmann der endgültigen Re-
paratur unterziehen zu lassen. Da muß er sich selber einigermaßen zu
helfen wissen. Wenn wir auch grundsätzlich dagegen sind, daß der aka-
demische Lehrer seine Zeit in den Dienst solcher Arbeiten stellen muß,
und wenn wir auch ebenso bekennen, daß ein gelernter Mechaniker oder
Schreiner gerade für solche Aushilfsarbeiten einen besseren und billigeren
Schuldiener abgibt als ein Militäranwärter, so betrachten wir die gelegent-
liche und freiwillige Ausübung solcher Kunstfertigkeit durch den Lehrer
nicht als eine Schande, wenn es sich darum handelt, der Schule und dem
Budget einen Dienst zu erweisen. Die Möglichkeit, solche Arbeiten zu er-
iernen, müßte darum an allen Hochschulen gegeben sein.
Jeder Lehramtskandidat der Chemie hat ein physikalisches Praktikum
zu absolvieren. Damit wird auch zugleich die Praxis zum Anstellen pflan-
zenphysiologischer Versuche erworben, welche in diesem Zusammenhang
sich als rein chemische oder physikalische Experimente auffassen lassen.
Für Biologie, Mineralogie und Geologie kommen dazu ferner noch Prak-
tika im Bestimmen, Präparieren, Mikroskopieren, sowie Exkursionen.
Als Vorlesungen für die Lehramtskandidaten in Chemie schlägt die
Unterrichtskommission bloß eine zweisemesterige über Experimentalchemie
vor, welche in geeigneter Weise auszugestalten wäre: die Technologie und
allgemeine Chemie in dieses Kolleg verflochten, abgekürzte Behandlung der
Grundzüge der organischen Chemie, wobei noch besonders die Stoffwechsel-
produkte berücksichtigt werden sollen. Eine solche Vorlesung scheint uns
zu stark zurechtgeschnitten. Damit würde der Kandidat sich in dem
Arbeitsgebiet seines späteren Berufes nicht einmal auskennen, geschweige
Jenn dasselbe beherrschen. Der Lehrer muß aus dem Vollen schöpfen kön-
nen, wenn er die Schüler für die Wissenschaft anregen will. Wer den Dienst
zu verwalten hat, dem muß auch die Freiheit gegeben sein, zu entscheiden,
was er im Unterricht behandeln kann. In allen Unterrichtslagen muß er