Full text: Methodik des chemischen Unterrichts (4. Band)

Die äußeren Hilfsmittel des Unterrichts. 207 
material zusammenströmt und damit eine Unterweisung auf allen Gebieten 
in kürzester Zeit ermöglicht. Und trotzdem ist neuerdings das medizi- 
nische Studium durch die Ablegung eines praktischen Jahres an einem 
5ffentlichen Krankenhaus oder einer Klinik erweitert worden. Sollte 
entsprechend der junge Schulmann seine praktische Ausbildung an der 
Universität genießen, so müßte dort auch das Schülermaterial in Form 
von Seminarschulen zur Verfügung stehen. Ähnlich wie die Hochschule 
'hre Spezialisten hat, welche den Unterricht der jungen Mediziner in 
den einzelnen Zweigen übernehmen, so müßte sie auch Fachlehrer an- 
stellen, welchen neben der „Privatpraxis‘“ des Schuldienstes auch die Lehr- 
aufgabe der Praktikantenunterweisung zukäme. Dazu hat aber die Hoch- 
schule weder die Räume noch sonstige Gelegenheiten. Aus diesem Grunde 
muß der Staat, ähnlich wie bei der Unterweisung der Juristen, die 
jungen Leute durch Fachlehrer an einzelnen Schulen ausbilden lassen. 
Ist nun eine Weiterbildung nach dem Examen auch wirklich notwendig? 
So viele, ja vielleicht die Mehrzahl der gegenwärtigen Lehrer sind nach dem 
Staatsexamen sofort in die Klasse gesteckt worden und haben sich auch 
zurechtfinden müssen ohne persönliche Anleitung. Aber man darf doch 
nicht erwarten, daß jeder von diesen vielen in den ersten Jahren auch 
nur das Durchschnittsmaß von dem erreichte, was man von einem tüch- 
tigen Lehrer der Naturwissenschaften erwarten muß! Es ist geradezu 
undenkbar, daß in diesem einen Lehrberuf sich lauter Leute zusammen- 
finden sollten, welche alle aus eigener Kraft und durch selbständiges 
Schaffen zum richtigen Ziele kommen. Die große Menge der mittelmäßigen 
Lehrer, die sich bei.dem heutigen Ausbildungssystem tatsächlich in der 
Schule zusammenfinden, setzt bloß das Niveau des ganzen Standes herunter 
und bewirkt das geringe Ansehen, welches der akademische Lehrerstand 
ın gewissen Gesellschaftskreisen immer noch genießt. Die Schar der 
Handwerker im Lehrberuf unterscheidet sich weder in den Beförderungs- 
verhältnissen noch im Gehalt, weder dienstlich noch außerdienstlich 
von denjenigen, welche als „Autodidakten‘“ dem Unterrichte neue 
Bahnen zuweisen und die Schule zu einer Pflegestätte der „Schul- 
wissenschaft‘ zu machen vermögen. Selbst die Schulbehörden erkennen 
bei ihrer jetzigen Zusammensetzung vielfach noch gar nicht den Wert der 
Methode im naturwissenschaftlichen Unterricht; und selbst wenn sie die 
Erkenntnis erlangten, sie wären vielfach machtlos gegenüber den Durch- 
schnittslehrern. 
Die Kontrolle der Behörden vermag bekanntlich die tatsächlichen 
Verhältnisse schon deshalb nur schwer zu ermitteln, weil ihre Mitglieder 
selbst nicht mit allen den verschiedenen Formen und Gebieten des 
naturwissenschaftlichen Unterrichts vertraut sind und darum entweder 
zu großzügig oder zu kleinlich verfügen müssen. Hier hilft also
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.