Full text: Methodik des chemischen Unterrichts (4. Band)

210 Allgemeiner Teil, 
Unterweisung der naturwissenschaftlichen Kandidaten in ihrem Beruf von 
einem der Fachseminare geleitet werden. Die Unterrichtskommission 
wünscht geradezu vom Seminarbetrieb neben der besonderen Einführung 
in die Fachwissenschaft zugleich auch eine allgemeine in den Unterricht 
überhaupt. Diese Frage erscheint indes erst dann zur Beantwortung reif, 
wenn die Seminare einmal die Brauchbarkeit für ihr Spezialfach kundgetan 
haben. Wohl aber könnte, ebenfalls nach dem Vorschlag der Kommission, 
in die chemischen Unterweisungen ein Abschnitt über Schulhygiene auf- 
genommen werden, wo Fragen der allgemeinen Gesundheitspflege neben 
speziell chemischen Problemen der Nahrungsmittellehre praktisch unter- 
sucht würden. 
In den Vorständen der Seminare entstünden den Schulbehörden fach- 
männische Beiräte bei organisatorischen Fragen aller Art. 
Ferner wären die Seminare der natürliche Platz für die allseitig so 
schmerzlich vermißte Lehrmittelzentrale. Die kleine Schule auf dem 
Land ist heute fast nur auf die Reklameanzeigen der Lehrmittelhandlungen 
angewiesen. Von ihrem kleinen Budget wird alljährlich ein großer Prozent- 
satz dadurch verschleudert und einer besseren Verwendung entzogen, daß 
stark angepriesene, aber wenig brauchbare Apparate angekauft werden. 
Würden aber solche Apparate erst im Seminar erprobt, so könnte gegebenen- 
falls eine Empfehlung oder Warnung erfolgen. Eine ähnliche Einrichtung 
ist, allerdings in sehr bescheidenem Umfange, bereits vom preußischen 
Unterrichtsministerium getroffen, wo in der „Alten Urania“ ein Schul- 
museum zu Studienzwecken für Lehramtskandidaten und angestellte 
Lehrer zur Verfügung steht. Würde allmählich für jeden größeren 
Bundesstaat oder jede Provinz eine solche Apparatensammlung ge- 
zründet und deren Besuch obligatorisch gemacht, so könnten die Kandi- 
daten oder überhaupt alle Lehrer die sämtlichen gegenwärtig in Be- 
tracht kommenden Demonstrations- und Schülerapparate unter sach- 
kundiger Anleitung prüfen und kennen lernen. In den Rahmen eines ge- 
eigneten Schulhauses eingefügt, würde ein solches Museum nur verhältnis- 
mäßig geringe Kosten verursachen. Es brauchte ja nur die Apparatur eines 
bestimmten Unterrichtszweiges in großer Vollkommenheit zu enthalten, 
ohne daß es notwendig wäre, die sämtlichen für diesen Unterrichtszweig 
überhaupt vorgeschlagenen Apparate zu beschaffen. Über die Aufgaben, 
Ziele und Einrichtungen eines solchen Schulmuseums, allerdings in größtem 
Umfang und als selbständiges Institut gedacht, handelt eine Schrift des 
Deutschen Ausschusses für den mathematischen und naturwissenschaft- 
lichen Unterricht,®) herausgegeben in Form eines Gutachtens von F. Poske.*) 
Ferner könnte den Lehrmittelhandlungen zur Aufgabe gemacht werden, 
daß sie die von einzelnen Schulen bestellten größeren Apparate auf Wunsch 
erst einer Kontrolle durch die Zentrale unterziehen lassen, welche die Ver-
	        
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