Full text: Methodik des chemischen Unterrichts (4. Band)

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Besonderer Teil. 
Benützung eines papiernen Griffes gelingt es leicht, alles Wasser vollständig 
zu vertreiben; ein Anlernen durch den Unterrichtenden ist aber trotzdem 
auch für diese einfachen Handgriffe unentbehrlich. Das wohlausgeglühte 
Pulver wird aus dem völlig trockenen Röhrchen in ein trockenes Probier- 
ylas umgefüllt, wo es sich schnell auf Zimmertemperatur abkühlt. Dann 
wird mit dem Glasstab ein Tropfen Wasser zugegeben, wodurch wieder 
starke Erwärmung stattfindet. Hieraus folgt: der gelöschte Kalk ist 
sine wasserhaltige Substanz; das Wasser enthält er aber nicht als 
mechanische Beimengung, etwa wie angenetztes Marmorpulver, sondern 
es ist in chemischer Bindung in ihm verborgen; durch Glühen wird er 
wieder zerlegt, im gleichen Sinne, wie sich Marmor durch Hitze spalten 
läßt. Die Reaktionswärme, welche beim Zusammentreffen des gebrannten 
Kalkes mit Wasser auftritt, verrät jetzt zunächst, daß der Glüh- 
rückstand gebrannter Kalk sei. Sie besagt außerdem, daß das Freiwerden 
von Wärme geradezu die innere Ursache ist, warum die beiden Einzel- 
substanzen gebrannter Kalk und Wasser, so fest zu der chemischen Ver- 
bindung gelöschter Kalk zusammentreten. Wird die entwichene Wärme 
iurch nachheriges Glühen wieder zu der Verbindung hinzugefügt, So 
spaltet sich die Vereinigung (gebrannter Kalk + Wasser) wieder in ihre 
Komponenten; das leicht verdampfende Wasser entweicht, während der 
beim Glühen nichtflüchtige gebrannte Kalk zurückbleibt. Die Vereinigung 
der beiden Stoffe zu einer einheitlichen Masse, welche die Einzeleigen- 
schaften des gebrannten Kalkes und des Wassers nicht mehr besitzt, 
wird eine Synthese genannt. Die Spaltung, die Umkehr der Synthese, 
heißt Analyse. Ein weiteres Beispiel für Synthese ist die Bildung von 
kohlensaurem Kalk aus Kalkwasser und Kohlensäuregas, eine Analyse 
ist das Brennen des Kalksteins. 
Die beim Aufbau des gelöschten Kalkes freiwerdende Wärme war zuvor 
in den aufbauenden Komponenten in irgendeiner Form von Energie ent- 
halten. Der chemische Prozeß des Kalkablöschens hat sich also unter Ver- 
kleinerung des gesamten Energiegehaltes vollzogen. Solche Vorgänge 
nennt man exothermisch., 
Die zuletzt ausgesprochenen theoretischen Überlegungen sind das 
Ergebnis der Denktätigkeit der Schüler. Der Unterricht hat sich bisher 
ausschließlich im Laboratorium abgespielt. Jetzt treten die Schüler 
'm Unterrichtszimmer an, wo der Lehrer einige Demonstrationsversuche 
ausführt. Es sollen dabei die Vorgänge beim Brennen noch ein wenig weiter 
verfolgt werden. In einem schon vor der Stunde abtarierten Platinrohr 
mit Glasansatz ®) wiegt der Lehrer in Gegenwart der Schüler 1 g Marmor- 
pulver ab. Das Rohr wird durch einen Schlauch mit einem Gasmeßzylinder 
ader sonst einem geeichten Gasometer verbunden. Dann wird während 
wenigen Minuten die spitze Gebläseflamme darauf gerichtet, solange sich
	        
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