Full text: Methodik des chemischen Unterrichts (4. Band)

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Besonderer Teil. 
und einwandfreier geschieht die Wegnahme des Luftsauerstoffes durch 
eine Kupferdrahtrolle im kurzen schwerschmelzbaren Glasrohr; die Luft 
(200 ccm) wird durch Heberwirkung aus einer Waschflasche heraus lang- 
sam in eine zweite mit Wasser gefüllte hineingesaugt und danach wieder 
nach dem Ausgangsgefäß zurückgepreßt. Zunächst wird die brennende 
Kerze am Draht in das vorübergehend geöffnete Glas eingeführt und die 
Luftveränderung qualitativ nachgewiesen; darauf wird der Verschluß 
während einer halben Minute abgenommen und beobachtet, daß jetzt die 
Kerze nicht mehr erlischt: also ist der Luftrest in die schwere Außenluft 
entwichen; der verbrauchte Luftteil muß darum spezifisch schwerer sein 
als die Luft und als der unverbrauchte Teil. Nach diesen qualitativen 
Untersuchungen wird jetzt die Quantität des Luftrestes nachgemessen. 
Die Schüler erfahren damit alles vom Stickstoff, was normaler Weise im 
Unterricht überhaupt darüber gezeigt werden kann: geringe Reaktions- 
‘ähigkeit, geringes Gewicht, Mengenverhältnis des Luftgemisches. 
Welches ist nun der fehlende Luftrest? Auf Grund der Eigen- 
schaften des Stickstoffes läßt sich über ihn aussprechen: 1. daß er in einer 
Menge von 21 % in der Luft enthalten ist; 2. daß er schwerer ist als der 
Stickstoff und auch als die Luft; 3. er muß farblos und geruchlos sein, 
genau wie auch die Luft; 4. er muß das Brennen unterstützen und zwar 
wesentlich besser als die Luft; er muß, im Verhältnis 21 : 79 mit Stick- 
stoff gemischt, wieder gewöhnliche Atemluft ergeben. 
Da sich bei allen chemischen Reaktionen der Stickstoff als der weniger 
reaktionsfähige erweist, ist keine Möglichkeit geboten, auf chemischem 
Wege den fehlenden Luftteil rein aus der Luft abzuscheiden. Auch die 
Gewinnung aus flüssiger Luft ist im kleinen als Schulversuch kaum mög- 
lich; jedenfalls stünde sie völlig außerhalb jedes methodischen Lehr- 
ganges, Als einziges Mittel bleibt darum nur die Gewinnung aus Queck- 
silberoxyd, einem Produkt, dessen Gewinnung im Unterricht sich aus den 
verschiedensten Gründen als undurchführbar erwiesen hat. Hier muß 
also der Lehrer erzählen, daß die oben nach ihrer Brennbarkeit aufgezählten 
Metalle nur eine Auswahl bedeuten, die sich durch passend gewählte Ver- 
suche noch beträchtlich erweitern läßt. Eines der Metalle, welches zwischen 
der Brennbarkeit des Kupfers und des Silbers steht, ist das Quecksilber. 
Dasselbe überzieht sich bei vielstündigem Erhitzen auf etwa 300° mit 
dem roten Pulver, welches der Lehrer als Handelsware vorzeigt. Diese sich 
aur schwierig bildende Substanz läßt sich durch noch stärkeres Erhitzen 
wieder spalten. Hier setzen jetzt die Schülerversuche wieder ein. Jeder 
Schüler erhält eine sehr kleine Menge Quecksilberoxyd im Glühröhrchen, 
dazu einen dünnen Holzspan. Die Substanz wird erhitzt und der Farb- 
wechsel beobachtet. Läßt man wieder erkalten, so stellt sich die ursprüng- 
liche Färbung ein: die gleiche Erscheinung wie beim Zinkoxyd. Nun wird
	        
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