Full text: Methodik des chemischen Unterrichts (4. Band)

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Besonderer Teil. 
weitern, die Handfertigkeit ausbilden und die Kenntnisse vergrößern, so 
wird im Vorliegenden Lehrgang zuerst der Abschnitt über Schwefel und 
Schwefelsäure eingeführt. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, daß die 
Untersuchung des Schwefels selbst eine Anzahl Tatsachen vorführt, welche 
sich auf der Oberstufe besser auswerten lassen, während sie hier ledig- 
lich neues, allerdings den Schülern willkommenes Gedächtnismaterial 
bringen. Wir meinen damit vor allem die schönen Schmelzversuche, 
deren Erklärung als Allotropien naturgemäß später erst erfolgen kann. 
Für Schulen, welche ihren Unterricht noch nicht mit der Unterstufe ab- 
schließen müssen, dürfte es sich darum empfehlen, die Schwefelversuche 
erst auf der Oberstufe zu behandeln, etwa im Anschluß an den Sauer- 
stoff, wo sie ja auch nach dem natürlichen System hingehören. An dieser 
Stelle würde dann sofort mit einer Untersuchung der Schwefelsäure zu 
beginnen sein. Sechsklassige Schulen allerdings können auf eine Betrach- 
tung des Schwefels nicht verzichten. In diesem Sinn sind die wichtigsten 
Schwefelversuche schon an dieser Stelle hervorgehoben. 
Der Lehrer zeigt natürliche Kristalle und Stufen von Schwefel 
aus der Sammlung vor und erzählt von deren Vorkommen und Gewinnung 
in fürchterlichem Bergwerksbetrieb. Die Schüler erhalten dann kleine 
Stücke Kristallbruch. Bezugsquellen sind auch hier wieder die bekannten 
Mineralienhandlungen, Die Farbe und Durchlässigkeit für Licht, die 
Sprödigkeit, die Fähigkeit zu brennen und die Wärme nur schwach weiter 
zu leiten, werden geprüft. Der käufliche Stangenschwefel wird damit 
verglichen: auch in dünnen Splittern ist er undurchsichtig, seine Farbe 
heller, namentlich in gepulvertem Zustande, Die Sprödigkeit wird mit 
der Messerklinge nachgewiesen; die Wärmeleitung ist so gering, daß ein 
kleines Stückchen an einem Ende brennen kann, ohne daß man am anderen 
Ende beim Halten die Finger verbrennt. Durch Reiben am Rockärmel 
entstehen elektrische Erscheinungen, was auch auf schlechte Leitfähigkeit 
für Elektrizität schließen läßt. 
Die bekannten Schmelzversuche werden von den Schülern im 
Probierglas ausgeführt: erst bis zum Schmelzen erhitzen und dann wieder 
erkalten lassen, wobei deutlich das Auftreten der Nadeln an der Wand zu 
beobachten ist; neues Erhitzen bis zum zähflüssigen Zustand, von neuem 
erkalten lassen; Erhitzen bis zum Siedepunkt und Ausgießen in kaltes 
Wasser, Den elastischen Schwefelfaden nehmen die Schüler mit nach 
Hause, um ihn ständig beobachten zu können. Ein kleiner Teil davon 
wird sogleich verbrannt und damit der Nachweis geführt, daß auch der 
elastische Faden immer noch aus der Substanz des Schwefels besteht. 
Daß ein fester Körper durch Hitze schmilzt und bei noch höherer 
Temperatur siedet, ist eine den Schülern vollkommen neue Erscheinung; 
denn an eine Parallele mit den Eigenschaften des Wassers denkt er kaum
	        
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