Vorschläge zur Behandlung der Unterstufe. 273
barkeit, Verhalten zu einer brennenden Kerze. In bekannter Weise wird
dann das Gas über ein niederes Kerzenstümpfchen oder Zündholz aus-
gegossen. Ferner kann ein mittelgroßes Becherglas damit gefüllt werden;
durch je 1 Tropfen Ammoniak und Salzsäure wird das Gas sichtbar gemacht
und jetzt über die Tischplatte ausgegossen. Damit ist die Schwere ge-
nügend gekennzeichnet; auf eine Bestimmung des Litergewichtes kann
aus den früher genannten Gründen (S. 258) verzichtet werden, indes ist
die Gewichtszahl 1,97 zu nennen. Jetzt wird ein Kölbchen mit dem Gas
gefüllt und umgekehrt in ein Becherglas mit Wasser gestellt. Die Sperr-
Flüssigkeit steigt in wenigen Minuten merklich empor; läßt man bis zur
folgenden Stunde stehen, so sieht man es über die Hälfte mit Wasser er-
füllt. Wenn nötig, kann man durch Gruppenversuch zeigen, daß das
Gas unter Druck bedeutend leichter löslich ist, indem man die Seite 229
bei Bestimmung des Boyleschen Gesetzes benützte Vorrichtung verwendet:
In das Druckrohr werden 5 ccm Wasser eingesaugt und der übrige Raum
mit Gas angefüllt; bei starkem Überdruck löst sich das Gas sehr schnell
auf, um bei Druckverminderung zum großen Teil wieder herauszuperlen.
Eine unter Druck bereitete Lösung (mangels einer Vorrichtung zum Selbst-
bereiten kommt kohlensaures Wasser aus einem Siphon zur Verteilung)
gibt ihr Gas beim Erwärmen ab, schmeckt und reagiert schwach sauer
und entwickelt mit Magnesiumband feine Gasbläschen. Daß wirklich in
der wässerigen Lösung eine Säure vorliegt, wird mit der Bildung eines
Salzes nachgewiesen. Am einfachsten geschieht dies durch Entfärben
:»iner mit Phenolphtalein geröteten, äußerst verdünnten Lauge, über
welcher das Gas aufgeschichtet wird.
Um die Zusammensetzung des Kohlensäuregases zu ermitteln,
wird ein Gruppenversuch ausgeführt. Ein Kolben mit zwei Tuben, dem
unten ein Manometer eingesetzt ist, füllt man von oben mit Sauerstoff,
taucht schnell einen langstieligen Löffel mit glühender Kohle hinein und
verschließt die obere Öffnung. Nach dem Erkalten ergibt sich, daß die
Gasvolumina gleichgeblieben sind. Da also ein Liter Sauerstoff im Gewicht
von 1,43 g auch einen Liter Kohlensäuregas im Gewicht von 1,97 g liefert,
müssen im Liter Kohlensäuregas 0,54 g Kohle mit 1,43 g Sauerstoff ver-
Junden sein, oder 12 g Kohle mit 32 g Sauerstoff. Die Zusammensetzung
entspricht also der Formel CO, und dem Molargewicht 44. Aus dem Liter-
zewicht wird berechnet, daß 1 Mol den Raum von 22,4 Litern einnimmt.
Auch zu seiner Entstehung waren, wie der Versuch zeigte, 22,4 Liter
Sauerstoff nötig. Mit dieser einfachen Überlegung wird eine kräftige Stütze
'ür die bald auszusprechende Molekulartheorie gefunden.
Die Schüler leiten jetzt das Gas aus ihren Gasometern durch eine kurze
mit Chlorcalcium gefüllte Röhre und führen es von da in ein langes Glas-
rohr. An der Eintrittsstelle liegt ein eben erst dem Trockenkasten ent-
Scheid, Methodik des chemischen Unterrichts.
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