Vorschläge zur Behandlung der Unterstufe. 279
einzugehen. Daß in derselben Flüssigkeit und zu gleicher Zeit Bestand-
teile der Säure und der Basis nebeneinander vorkommen sollen, die
sich nicht zu einem Salz neutralisieren, kann der Schüler zunächst un-
möglich begreifen. Die „altmodische‘‘ Erklärung erscheint zunächst
viel zweckmäßiger: das Natriumsalz der Schwefelsäure und Salzsäure
reagieren neutral, weil die starke Säure die starke Basis vollkommen auf-
braucht. Die alkalische Reaktion des Natriumkarbonats beweist also,
daß die Kohlensäure als eine recht schwache Säure aufzufassen
ist. Damit vergleicht man nachher die saure Reaktion des Kupfersulfates.
Die Soda ist eine billige und recht geeignete Substanz, um einige dop-
pelte Umsetzungen mit einigen anderen Salzen auszuführen. Einmal
wird dadurch eine ganze Gruppe neuer und im Unterricht leicht zu behan-
delnder Salze zugänglich; dann aber wird gerade der Vorgang der dop-
jelten Umsetzung selber sehr deutlich, weil die entstehenden Karbonate
ınlöslich sind. Eine heiße Lösung von Chlorcalcium 1äßt sich mit heißer
Sodalösung leicht unter Vermeidung eines Überschusses fällen; von gleich-
prozentigen Lösungen sind nahezu gleiche Flüssigkeitsmengen erforderlich.
Die Schüler dampfen das Filtrat ein und erhalten Chlornatrium in fester
Form; inzwischen waschen sie das Karbonat auf dem Filter aus und prüfen
es nachher mit Salzsäure und Schwefelsäure. Zur qualitativen Umsetzung
sind ferner geeignet verdünntes, kaltes Kupfersulfat, Zinksulfat, Mag-
aesiumchlorid usw. Die Umsetzungsgleichungen bieten keinerlei Schwierig-
xeit mehr.
Jetzt wird eine heiße Sodalösung tropfenweise mit ganz dünner Kalk-
milch angerührt. Die überstehende Flüssigkeit braust bald nicht mehr
mit Säuren auf; der Schlamm dagegen, welcher auf dem Filter anzu-
sammeln ist, erweist sich als Calciumkarbonat: auch die Hydroxylgruppen
beteiligen sich bei solchen Umsetzungen genau wie die Säurereste. Das
Filtrat muß Natronlauge sein. Die Flüssigkeit wird im Schälchen ein
wenig eingedampft (Vorsicht!) und die Auflösung eines Seidenfadens
beobachtet. Der Lehrer erzählt hier über diese Art der Darstellung von
Natronlauge im Fabrikbetrieb.
Um die Verwendung der Natronlauge in der Technik wenigstens durch
äinen Versuch zu erläutern, wird ein Tropfen Ricinusöl in 5 ccm Wasser
im Probierglas geschüttelt, bis eine Emulsion entstanden ist; dann werden
3 ccm Lauge hinzugefügt und wieder geschüttelt. Die Schüler betrachten
die eingetretene Veränderung und erhitzen darauf zum Sieden. Jetzt
antsteht eine klare, gelbe Lösung, welche sich mit Wasser in jeder Menge
verdünnen läßt und beim Schütteln Schaum gibt: es ist Seife entstanden.
Die ursprünglichste, natürliche Gewinnung von Soda durch Auslaugen
von Tangasche ist nur ausnahmsweise möglich. Wohl aber kann überall
ein entsprechender Versuch mit Holzasche durchgeführt werden. Die