Full text: Methodik des chemischen Unterrichts (4. Band)

282 
Besonderer Teil. 
diesem Grund entschloß sich der Verfasser, noch einen elementaren Über- 
blick über einige Metalloide und Metalle anzufügen, es dem Leser über- 
lassend, wieviel davon er noch dem Unterricht übermitteln möchte. Es 
handelt sich dabei weniger um die Entwicklung neuer Gesetze, als um Er- 
weiterung der Sachkenntnis der Schüler. 
Stickstoffverbindungen. 
Die Verbindungen des Stickstoffs sind von solch grundlegender Wichtig- 
keit für die Lebensprozesse, für Theorie und Praxis der ganzen chemischen 
Wissenschaft überhaupt, daß sie eingehend behandelt werden müssen. 
Die Unterstufe allein hat dafür nicht hinreichend Zeit und kann bei dem 
beschleunigten Untersuchungsgang nicht auf das nötige Verständnis 
rechnen. Aus diesem Grund muß eine kurze Untersuchung der Salpeter- 
säure als Oxydations- und Lösungsmittel sowie Beobachtungen am Ammo- 
niak als salzbildende Basis und Spaltprodukt organischer Stoffe genügen. 
Die genaue, quantitative Zusammensetzung läßt sich dabei nicht streng 
durchführen und wird besser auf später vertagt. Von hier ab sind also im 
Lehrgang, und darauf muß auch im Unterricht ausdrücklich hingewiesen 
werden, die Formeln ohne die experimentelle Begründung des Unterrichts 
aufgestellt. 
Zunächst ist der Nachweis zu erbringen, daß sich aus vielen organischen 
Substanzen eigenartig riechende Spaltprodukte erhalten lassen, deren 
weitere Untersuchung sie als Stickstoffverbindungen erkennen läßt. Ge- 
trocknetes oder hartgekochtes Eiweiß wird im Probierglas mit Lauge er- 
wärmt und die alkalische Reaktion der Dämpfe mit Lakmuspapier fest- 
gestellt. Darauf erhitzt jeder Schüler ein Stückchen Federfahne, Leder, 
Haare usw. im Glühröhrchen mit oder ohne Gegenwart eines Körnchens 
Calciumoxyds und bestimmt auch hier das Auftreten eines flüchtigen 
Alkalis, des Ammoniaks. Die Reaktion des bei der Steinkohlendestilla- 
tion auftretenden Gaswassers (S. 271) wird ebenfalls auf den Ammoniak- 
gehalt zurückgeführt. In kleinen Bechergläsern wird Gaswasser erhitzt 
und das Ammoniak mit Lakmuspapier sowie mit einem Tropfen starker 
Salzsäure am Glasstab nachgewiesen. Aus dem Gaswasser gewinnen die 
Fabriken, wie jetzt der Lehrer erzählt, das Ammoniak in der gleichen 
Weise. Da es alkalisch reagiert, wird es. zum Zweck leichterer Gewinnung 
mit einer Säure zusammengebracht, welche es festhält. Die Industrie ver- 
wendet Schwefelsäure. Das „schwefelsaure Ammoniak‘ oder Ammonium- 
sulfat wird vorgezeigt. Jeder Schüler erhält eine Probe davon. Durch 
Zusammenreiben mit gelöschtem Kalk muß die im Sulfat enthaltene Säure 
anderweitig beschäftigt werden können; infolge der doppelten Umsetzung 
ist das alkalische Gas wieder zu erwarten. Der Versuch bestätigt diese 
Überlegung. Jetzt läßt sich der weiße Rauch mit Salzsäuredämpfen viel
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.