284
Besonderer Teil.
entwicklung erinnert an die Neutralisationswärme der Laugen. Wird die
Lösung durch Eintauchen in kaltes Wasser abgekühlt, so kristallisiert
Salmiak aus. Auch die Reaktionsgleichung entspricht genau den Vor-
gängen bei der Neutralisation von Lauge. Für das schwefelsaure und
kohlensaure Salz werden die Formeln aufgestellt. Salmiak wird im Probier-
glas sublimiert, ebenso das „Hirschhornsalz“‘.
Nun wird das Ammoniak mit Luft oxydiert, wobei Platin als
Katalysator dient. Auch hier arbeiten Schülergruppen. Eine Wasch-
‘Jasche enthält verdünnten Salmiakgeist, durch welchen aus einem Gaso-
meter Luft geblasen wird. Das Gasgemisch streicht durch ein Kugel-
rohr über erhitzten Platinasbest. Je nach der Stärke des Luftstroms
sammelt sich in dem als Vorlage dienenden Kochkölbchen entweder ein
weißer Nebel oder ein rotbrauner Dampf von saurem Geruch und saurer
Reaktion. Der letztere wird mit dem Sammelnamen Salpetersäure-
dämpfe bezeichnet. Im Kugelrohr vollzog sich der Prozeß unter der
beschleunigenden Wirkung des Platinasbests. In der Natur aber wandeln
sich die Ammoniumverbindungen der verwesenden (Oxydationsprozeß!)
organischen Stoffe unter der Tätigkeit von „Salpetersäurebakterien“
in Salpetersäure und deren Salze um, welche die Pflanzen als unentbehr-
liches Nahrungsmittel wieder in ihre Körpersubstanz umbilden. Hier
wird eine Parallele gezogen zwischen dem Kreislauf des Sauerstoffs, des
Kohlenstoffs, des Wassers und des Stickstoffs. Die in der Natur ent-
stehende Salpetersäure bildet natürlich mit den Basen des Bodens Salze;
aus der Schulsammlung wird „Mauersalpeter‘“ und Chilesalpeter vorgezeigt;
die Bedeutung des letzteren für die deutsche Landwirtschaft kann an
der Hand von Tabellen weiter ausgeführt werden.
Nun folgt eine ebenso gedrängte Untersuchung der Salpeter-
zäure.
Aus Kalisalpeter und starker Schwefelsäure erhalten die Schüler im
Probierglas die braunen, sauren Dämpfe. Daneben führt der Lehrer als
Demonstrationsversuch in etwas größerer Menge die Destillation des
Reaktionsgemisches aus der Retorte im Sandbad aus; für einen Gruppen-
oder Einzelversuch wären die Schüler bei der verhältnismäßig langen Dauer
des Experimentes nicht hinreichend beschäftigt. Der Lehrer erzählt im
Anschluß daran und unter Benützung von Abbildungen die Gewinnung
der Salpetersäure aus Chilesalpeter, Ferner dürfte mit Rücksicht auf
die Gefahren der deutlichste und typischste Oxydationsversuch,
das Weiterglühen eines brennenden Spanes in sehr starker Säure, sich im
allgemeinen nur für die Demonstration eignen. Jetzt erhitzen die Schüler
in Probiergläsern Kalisalpeter zum Schmelzen und beobachten die starke
Gasentwicklung. Daß hierbei Sauerstoff entweicht, wird durch Einwerfen
eines Kohlestückchens gezeigt. Ein weiterer Nachweis des Sauerstoffes,