Full text: Methodik des chemischen Unterrichts (4. Band)

Vorschläge zur Behandlung der Unterstufe. 285 
etwa durch Zersetzung der Salpetersäuredämpfe im glühenden Rohr, ist 
nach Ausführung des Vorigen entbehrlich. Jeder Schüler bringt darauf 
einige Kubikzentimeter verdünnte Säure mit Zinkblech in Reaktion und 
beobachtet die Entwicklung von Wasserstoff. Die Flüssigkeit wird stark 
mit Wasser verdünnt und bis zur folgenden Stunde stehen gelassen; dort 
soll sie mit Lauge übersättigt und das Auftreten von Ammoniak nach- 
gewiesen werden: Salpetersäure führt durch Reduktion zu Ammoniak, 
während dieses durch Oxydation Salpetersäure lieferte. Die Bildung eines 
salpetersauren Salzes wird zunächst mit der Säure und den Laugen durch 
Neutralisation geprüft. In Ergänzung wird jetzt das natürliche Vor- 
kommen des Kalium- und Natriumnitrates besprochen und die Substanzen 
vorgezeigt. Um zu prüfen, ob tatsächlich außer Sauerstoff nur noch der 
Stickstoff im Rest der Salpetersäure enthalten ist, wird der Sauerstoff 
durch erhitztes Eisen herausgeholt: Kalisalpeter und Eisenpulver werden 
im Glühröhrchen erhitzt; das entweichende Gas bringt einen brennenden 
Span zum Erlöschen. Der Nachweis, daß wirklich Stickstoff vorliegt, 
läßt sich nur durch Ausführen des Versuches in größerem Maßstab führen, 
am billigsten als Demonstrationsversuch. Es wird gezeigt, daß das Gas 
tatsächlich nicht brennt, das Brennen nicht unterstützt und Kalkwasser 
aicht trübt. Also besteht die Salpetersäure aus Wasserstoff, Sauerstoff 
ınd Stickstoff. Die Formel HNO, wird als das Ergebnis weitläufiger 
Untersuchungen ausgesprochen. 
Die Schüler selbst aber können jetzt den Zusammenhang der Salpeter- 
säure mit dem Ammoniak nochmals feststellen und zugleich einen Beweis 
für das Vorhandensein des Stickstoffs finden: so wie früher (S. 251) aus 
Ätznatron und Eisen Wasserstoff, so wie soeben aus Kalisalpeter und 
Eisen Stickstoff erhalten wurde, so wird jetzt durch Glühen eines Ge- 
misches der drei Agentien Ammoniak entwickelt. Diese einfache Syn- 
;hese des Ammoniaks wirkt erfahrungsgemäß sehr einleuchtend. 
jetzt werden die salzbildenden Eigenschaften der Salpeter- 
säure etwas weiter untersucht. Kupferspäne werden im Kölbchen mit 
aufgesetztem Stopfen und Glasröhre aufgelöst. Die entstehenden Gase 
werden in die gläsernen Schülergasometer eingesaugt; später sollen sie 
unter dem Abzug wieder entlassen werden. Sie werden kurzweg als Spalt- 
produkte des Säurerestes bezeichnet, vergleichbar dem Schwefligsäure- 
gas, welches aus Schwefelsäure bei der Einwirkung von Kupfer entstand. 
Die blaue Lösung wird im Schälchen ein wenig eingedampft; im einen 
oder anderen Falle zeigen sich nach einigen Stunden die zerfließlichen 
Kristalle des Kupfernitrats. Aus Kupferoxyd und Säure bildet sich 
zwar die nämliche blaue Lösung; die rotbraunen Dämpfe aber treten nicht 
auf. Hieraus kann man folgern, daß die rotbraunen Dämpfe Spaltprodukte 
der Salpetersäure sind, hervorgerufen durch die reduzierende Wirkung
	        
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