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Besonderer Teil.
des Säufe-Wasserstoffs. In gleicher Weise wird in (chlorfreier) Salpeter-
zäure, welche mit destilliertem Wasser ein wenig verdünnt wurde, ein
Streifen Silberblech aufgelöst. Die Lösungen werden mit destilliertem
Wasser stark verdünnt und in einem Glas gesammelt. Fester ‚„„Höllen-
stein‘ wird vorgezeigt. Die Lösung selbst wird von den Schülern als
Reagenz auf Chloride verwendet; das abfallende Chlorsilber wird in einer
größeren Flasche gesammelt und gelegentlich wieder auf Silber ver-
arbeitet.
Salpetersäure wirkt aber nicht auf alle Metalle ein. Um dies zu er-
proben, erhalten die Schüler einen schmalen Streifen Goldblech (chemisch
rein), welcher im Probierglas mit starker Salpetersäure bedeckt wird.
Derselbe Versuch kann in der gleichen Säure auch noch mit Platinblech
wiederholt werden. Die Metallstreifen sind nach Gebrauch gut abzu-
waschen und wieder zu sammeln. Jetzt werden schmale Messingstreifen
verteilt; trotz ihres goldähnlichen Aussehens werden sie schnell gelöst.
Die praktische Nutzanwendung der Salpetersäure als Scheidewasser
ergibt sofort ein Versuch auf dem Probierstein (schwarzem Kieselschiefer).
Jeder Schüler macht mit einer goldarmen Legierung einen breiten Streifen
auf das schwarze Mineral und betupft die eine Hälfte desselben mit Sal-
petersäure. Der Unterschied gegen den unbenetzten Teil macht sich
sofort bemerkbar. Der Probierschiefer wird später durch Einlegen in
Chlorwasser oder Abwaschen mit Königswasser schnell wieder gereinigt.
Die Wirkung des Königswassers selbst wird mit Rücksicht auf die
Kosten als Demonstrationsversuch ausgeführt: einige Kubikzentimeter
Königswasser werden mit einem kurzen Stück Platindraht im Koch-
kölbchen erwärmt; die schwache Gasentwicklung, noch mehr die all-
mählich auftretende braune Farbe zeigen die Löslichkeit des Metalls.
Die Wirkung des Königswassers wird als diejenige von Chlor erklärt,
rei geworden durch Oxydation des Chlorwasserstoffs. Das abfallende
Platinchlorid wird außerhalb des Unterrichts auf dem Wasserbad zur
Trockene eingedampft, mit destilliertem Wasser aufgenommen und dem
Standgefäß für Platinchlorid einverleibt.
Zur Ausführung eines richtigen Oxydationsversuches erwärmen die
Schüler einige Körnchen Eisenkies, dessen Schwefelgehalt ja bereits be-
kannt ist, im Probierglas mit Salpetersäure. Hierauf wird die Flüssig-
keit stark verdünnt, filtriert und mit Chlorbarium geprüft: aus dem
Schwefel ist Schwefelsäure entstanden. |
Die oxydierende Wirkung der gebundenen Salpetersäure wird am
ainfachsten am Schießpulver gezeigt. Man kann über die Notwendigkeit
dieses Versuches gerade im vorliegenden Zusammenhang verschiedener
Ansicht sein: Tatsache ist jedenfalls, daß ihn die Schüler privatim und
ohne Kontrolle des Lehrers ausführen, wenn ihn die Schule nicht zeigt.