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Besonderer Teil.
einander aufgestellten, gleich großen trockenen Kolben in Phosphor-
löffelchen gelber bzw. roter Phosphor verbrannt: die Verbrennung ver-
läuft in beiden Fällen genau gleichartig. Der weiße Rauch wird in beiden
Fällen mit Wasser herausgespült. Die wässerige Lösung reagiert stark
sauer. Phosphorsäureanhydrid wird aus der Schulsammlung vor-
gezeigt und seine Formel genannt. Auf Lakmuspapier reagiert es zu-
nächst nicht. Nach einiger Zeit aber hat es soviel Feuchtigkeit angezogen,
daß das Papier unter seiner Wirkung zerfressen wird. Damit ist sowohl
die früher gemachte Erfahrung bestätigt, daß wasserfreie Stoffe nicht
auf trockenen Lakmus reagieren, wie auch die Verwendung des Phosphor-
pentoxyds als Trockenmittel für Gase verständlich wird. Ein kleiner
Löffel voll wird in einer Porzellanschale mit Wasser abgelöscht. Die
Reaktionsgleichung wird aufgestellt, erst für ein Mol Wasser, dann für
3 Mol. Roter und gelber Phosphor sind nach diesen Versuchen ihrem ganzen
Wesen nach innerlich gleiche Substanzen, aber in verschiedenen Er-
scheinungsformen. Man nennt dies Allotropie. Vergleiche hierzu auch
5. 272,
Die Versuche mit der o-Phosphorsäure sind ungefährlich und kön-
nen darum von den Schülern ausgeführt werden; ihre Anzahl ist allerdings
nicht groß. Einige Kubikzentimeter Säure werden verteilt. Zinkblech ent-
wickelt damit Wasserstoff, aus Sodalösung wird Kohlendioxyd verdrängt;
da bei der letzten Reaktion kein Niederschlag entsteht, muß das Natrium-
salz wasserlöslich sein. Ein wenig Calciumphosphat wird in einem Probier-
glas voll Wasser geschüttelt, ohne daß Lösung eintritt. Auf Zusatz von
wenigen Tropfen Phosphorsäure tritt dagegen Lösung ein. Dieses Verhalten
arinnert an kohlensauren und zweifach kohlensauren Kalk; durch Kochen
aber wird die vorliegende Lösung nicht gefällt. Wird der Überschuß der
Säure wieder durch einige Tropfen Lauge hinweggenommen, so fällt das
Salz wieder aus. Damit ist bewiesen, daß die Phosphorsäure mit dem
Calcium mehrerlei Salze zu bilden vermag. Ohne weiteres erkennen die
Schüler aus der Formel, daß die Anzahl dieser Salze drei betragen muß;
ein Versuch soll dies ausdrücklich bestätigen. Zunächst wird gezeigt, daß
phosphorsaurer Kalk nicht bloß durch Phosphorsäure, sondern auch durch
Salzsäure gelöst werden kann. Hierauf wiegt jeder Schüler !/,,9 Mol.
phosphorsauren Kalk (3,1 g) auf der Handwage ab und gibt dazu 20 ccm
n-Salzsäure. Ohne daß unmittelbare Lösung eintritt, wird die Flüssigkeit
in ganz eigenartiger Weise trüb; auf Zusatz von viel Wasser tritt aber
Lösung ein: aus dem unlöslichen Salz ist ein ziemlich schwerlösliches ent-
standen. Jetzt werden nochmals 3,1 g phosphorsaurer Kalk abgewogen
und mit 40 ccm n-Salzsäure versetzt. Sofort tritt Lösung ein: hier ist also
ein leichtlösliches Salz entstanden. In beiden Reaktionen entsprachen die
angewandten Substanzmengen den Gleichungen: