Vorschläge zur Behandlung der Oberstufe.
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Schwefel,
Schon S. 237 wurde darauf hingewiesen, daß die Unterstufe den Schwefel
am besten nur in den Grundzügen behandelt. Die Versuche, die an ge-
nannter Stelle beschrieben werden mußten, sind darum gegebenenfalls hier
nachzuholen. Der Übergang von frisch umgeschmolzenem zu gewöhnlichem
a1ellgelben Schwefel kann in einem frischen Präparat unter dem Mikro-
skop oder durch Projektion gezeigt werden, erfordert aber viel Zeit. Jeden-
falls wird damit nachgewiesen, daß die Umwandlung sich nicht bloß in
der Farbe vollzieht, sondern auch im inneren Gefüge, in der Kristall-
gestalt. Zwei Abbildungen, besser noch eine Anzahl kleiner Holzmodelle,
zeigen die wesentlich verschiedene Symmetrie der Kristalle. Der Ver-
zleich mit Sauerstoff und Ozon, mit gelbem und rotem Phosphor ist Ver-
anlassung, auszusprechen, daß auch in den verschiedenen Kristallformen
des Schwefels Allotropien vorliegen, ebenso wie im zähflüssigen Schwefel,
Die Umwandlung der monoklinen in die rhombischen Kristalle läßt sich
unter geeigneten Bedingungen (Trockenkasten, elektrische Heizplatte)
hinauszögern. Die Bestimmung der Schmelzpunkte zeigt keinen deut-
lichen Unterschied der beiden Formen. Die Löslichkeit des rhombischen
in Schwefelkohlenstoff kann dagegen mit der des monoklinen als Demon-
strationsversuch verglichen werden.
In Schulen, welche keine organische Chemie als Lehrfach betreiben,
kann im Zusammenhang mit Schwefel auch eine Dampfdichtebestim-
mung aüuüsgeführt werden. Daß Schwefel verdampft, läßt sich ja leicht
zeigen; daß er sich besser in Dampf verwandeln läßt als die große Mehr-
zahl aller übrigen unorganischen Verbindungen, lehrt die Erfahrung.
Damit also läßt sich ein Vergasungsversuch rechtfertigen. Eine für die
Schule unüberwindliche technische Schwierigkeit liegt aber in der immer
noch recht hohen Siedetemperatur. Aus diesem Grunde wird man die
in der Wissenschaft übliche Methode der Bestimmung nach V. Meyer im
Unterricht zwar im Zusammenhang mit Schwefel ausführen, als Unter-
suchungsmaterial aber einen bequemeren organischen Stoff wählen. Als
leicht rein zu erhalten und leicht vergasend ist namentlich das Chloro-
form zu empfehlen.
Früher konnte Schwefelkupfer, Schwefeleisen und Schwefelzink durch
Schülerversuche gewonnen werden. Nicht bloß aus den Metallen selbst
erhält man aber die Sulfide, sondern auch aus den Oxyden durch Um-
setzung. Ein Gemisch von 28 g Bleioxyd und 6 g Schwefel wird im
Unterricht frisch bereitet, an die Schüler ausgegeben und von diesen im
Probierglas erhitzt. Das reichlich entweichende Schwefeldioxyd verrät
das Schicksal des Oxydsauerstoffs, die Schwarzfärbung zeigt das ent-
stehende Sulfid. Die Gleichung wird aufgestellt. Ferner kann hier der