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Besonderer Teil.
Schwefelkupfer nicht aufzulösen. Anderes ist aber mit Eisenvitriollösung
zu erwarten: Schwefelwasserstoff wurde ja geradezu aus Schwefeleisen und
Schwefelsäure dargestellt. Zu Ferrosulfat setzen die Schüler Schwefel-
wasserstoffwasser, ohne eine Veränderung wahrzunehmen. Jetzt werden
einige Tropfen Lauge zugefügt, und sofort entsteht die schwarze Fällung.
Sie wird abfiltriert und ausgewaschen. Darauf wird sie auf dem Filter mit
verdünnter Schwefelsäure übergossen, wobei sie sich unter Entwicklung
zon Schwefelwasserstoff wieder auflöst.
Auf weitere analytische Reaktionen braucht der Unterricht nicht
einzugehen: wer sich nicht praktisch mit der Analyse weiter beschäftigt, hätte
von derlei Proben gar keinen Nutzen. Die Schule aber kann ein solches
Spezialgebiet unmöglich im Klassenunterricht pflegen. Nützlich ist da-
gegen die Herstellung einiger anderer Sulfide, um die Reaktionsfähigkeit
des Schwefelwasserstoffs zu zeigen; als Salze können die von Blei, Zink,
Quecksilber in Betracht kommen. Die Zusammensetzung der also her-
gestellten Sulfide entspricht den aus Metall und Schwefel gewonnenen:
die Sulfide lassen sich als Salze der Schwefelwasserstoffsäure auffassen.
Ein Teil derselben setzt sich sehr leicht gegen andere Säuren um. Als
Beispiel wird ev. das selbstbereitete Schwefelnatrium oder Schwefelcalcium
mit Säure behandelt, wodurch sich neben Schwefelwasserstoff auch noch
freier Schwefel als „Schwefelmilch‘ abscheidet. Eine ähnliche Erschei-
nung, aber nicht so stark, war auch bei der Lösung des Schwefeleisens
wahrzunehmen. Ferner wird nachgewiesen, daß das gelöste Schwefel-
wasserstoffgas ein starkes Reduktionsmittel ist: Lösungen von Schwe-
feldioxyd und von Schwefelwasserstoff werden im Probierglas zusammen-
gegossen, worauf die Abscheidung von feinverteiltem Schwefel erfolgt.
Hier kann ein Demonstrationsversuch von seiten des Lehrers einsetzen,
welcher die Einwirkung der Gase aufeinander zeigt und nachweist, daß
die Reaktion durch die Anwesenheit von Wasser außerordentlich be-
schleunigt wird. Auch auf die geologische Bedeutung dieses Vorgangs
in den Gasen der Vulkane und Solfataren ist hinzuweisen. Einen weiteren
Versuch, welcher die reduzierende Wirkung des Schwefelwasserstoffs zeigt,
kann der Lehrer durch Einwirkung auf Ferrichlorid vorführen: die Flüssig-
keit scheidet reichlich Schwefel ab, wodurch die anderweitige Bindung des
Nasserstoffs bewiesen ist.
Wie sich aus Vorstehendem erkennen läßt, werden alle Versuche mit
gasförmigem Schwefelwasserstoff durch den Lehrer selbst ausgeführt; die
Schüler erhalten nur Schwefelwasserstoffwasser. Nur auf diese Weise
kann die Schule die Verantwortung ablehnen für bedenklichen Unglücks-
fälle. Auch sind die Demonstrationsversuche allgemein durch so auf-
fällige Ergebnisse ausgezeichnet, daß auch auf diesem Wege ein zum Bilden
des Urteils hinreichendes Beobachtungsmaterial geboten wird.