Full text: Methodik des chemischen Unterrichts (4. Band)

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Besonderer Teil. 
gewiesen; als Erkennungsmittel dient entweder das als Amperemeter ge- 
schaltete Galvanoskop, oder bei Verwendung von Wechselstrom das Tele- 
phon. Als Ergebnis läßt sich aussprechen: Die Leitfähigkeit für den 
Strom ist zugleich ein Maß für die Stärke der Säuren und Basen. 
Hier allein läßt sich ein Abschnitt über die Beziehungen zwischen 
dem Molekulargewicht einer Substanz und den physikalischen 
Eigenschaften ihrer Lösungen in unmittelbarem Zusammenhange 
mit dem übrigen Lehrgegenstande einfügen. Er schließt sich inhaltlich 
an die bereits früher (Seite 248) beobachtete Siedepunktserhöhung des 
Wassers durch Salzzusatz an. Bei dem fehlenden Zusammenhange mit 
allen übrigen Abschnitten würde für die Schule nicht sehr viel heraus- 
kommen, wollte man wesentlich mehr zeigen als die molekulare Siede- 
aunktserhöhung, obwohl sich verhältnismäßig vieles durch Versuch nach- 
weisen ließe. Nicht demonstrierbar ist die unmittelbare Messung des 0s- 
motischen Druckes, auf welchem die Dampfspannung und damit die Siede- 
punktserhöhung und Dampfdruckerniedrigung beruhen. Auch hierdurch 
wird also der Lehrgang des Unterrichts empfindlich gestört. Will der 
chemische Unterricht auf diesem Gebiete nicht fortgesetzt auf Anschaulich- 
keit verzichten, so muß er sich auf das Allernotwendigste beschränken. 
Dem Schüler bietet der zusammenfassende Bericht, als welcher er in den 
Lehrbüchern — auch der der Hochschule — zu erscheinen pflegt, sehr viel 
Interesse. Wo Gelegenheit — und Zeit — vorhanden ist, wird darum der 
Lehrer gern die interessante Parallele behandeln, um welche van t’ Hoff die 
chemische Wissenschaft bereichert hat. Zuerst ist qualitativ die Er- 
scheinung des osmotischen Druckes zu zeigen. In einen Stand- 
zylinder mit Wasser werden ein paar große Kupfervitriolkristalle gelegt 
und diese Vorrichtung auf einem vor Erschütterung geschützten, leicht zu 
überblickenden Platz aufgestellt. Die entgegen der Schwere erfolgende all- 
mähliche Ausbreitung der Kupferionen wird während mehrerer 
Wochen beobachtet. Ferner wird als Gruppenversuch die Diffusion des 
Kupfersulfates durch einen mit Steigrohr versehenen Pergamentschlauch 
ausgeführt, wobei sich sowohl der Inhalt der Zelle durch eingeholtes Wasser 
vermehrt, wie auch der Inhalt des Außenraumes die Kupferreaktion mit 
Ammoniak gibt. Aus beiden Versuchen folgt: die Molekeln des Kupfer- 
sulfates haben das Bestreben, sich in dem Wasser auszubreiten; ferner 
kommt ihnen die Fähigkeit zu, Wasser an sich heranzuziehen. Diesem 
Ausbreitungsbestreben im dargebotenen Raum (= Flüssigkeit) ent- 
spricht vollkommen die Diffusion der Gase. Gleichwie die einzelnen Gase 
sich verschieden schnell auszubreiten vermögen, so besitzen die gelösten 
Stoffe eine verschieden große Strömungsgeschwindigkeit. Als Schüler- 
versuch wird ein Streifen Filtrierpapier an einen im Kork steckenden ge- 
bogenen Draht aufgehängt und unten in ein Schälchen mit Farblösung ein-
	        
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