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Besonderer Teil.
der Hand von Abbildungen besprochen. Würde das Zufließen und Ab-
laufen des Wassers in den Salzgärten nicht durch Menschenhand geregelt,
sondern durch die natürlichen Flutbewegungen des Meeres besorgt, So
müßte sich das Wasser der Anlage allmählich in seinen sämtlichen Salzen
anreichern. Die .am schwersten löslichen Sulfate (Gips) müßten zu unterst
auskristallisieren und den Boden des Beckens abdichten; darüber würden
sich die schwerlöslichen Chloride (Steinsalz) abscheiden, und schließlich
kämen auch die leichtest löslichen Salze (Chlormagnesium, Chlorcalcium,
Magnesiumsulfat) und die in geringer Konzentration vorhandenen Salze
(Kaliumsulfat) zur Kristallisation. Diese Mutmaßung findet ihren über-
raschenden Beweis im Staßfurter Steinsalzlager. Auf Anhydrid-
bildung, die Entstehung der Doppelsalze usw. einzugehen, ist hier natür-
lich nicht der Platz, dies muß einem eigentlichen geologischen Unterricht
überlassen bleiben. Dagegen ist wohl noch über die Salze des Wassers der
Ozeane, des Kaspischen und des Toten Meeres zu sprechen.
Als neue Darstellungsmethode des Chlors wird hierauf die Elektrolyse
von Salzwasser eingeführt. Der Schülerversuch hat neben theoretischen
Gründen den Zweck, die Darstellung des Chlors in der Technik zu demon-
strieren, ferner aber ermöglicht er, bei späteren Bedarfsfällen den elek-
trischen Strom zur bequemen Darstellung von Chlor verwenden zu können.
Die Abscheidung des Natriums an der Kathode bzw. die Bildung von
Natronlauge dürfte nach den Seite 315 ausgeführten Untersuchungen
keinen Schwierigkeiten begegnen. Zur Erklärung für das Auftreten von
Chlor an der Anode wird festgestellt, daß die positive Elektrizität die
negative Ladung der Chlorionen neutralisiert und damit das Chlor gas-
förmig zur Abscheidung bringt. Bei der Besprechung der technischen
Gewinnungsmethode wird man auch des flüssigen Chlors in Stahlflaschen
Erwähnung tun, gegebenenfalls auch eine Glasröhre mit verflüssigtem
Chlor vorzeigen. Mit Rücksicht auf die später erfolgende Abscheidung von
Brom und Jod aus den Alkalisalzen mit Hilfe von Schwefelsäure und
Braunstein ist auch diese Darstellungsmethode für Chlor wieder in Er-
innerung zu rufen, vielleicht sogar durch einen Versuch im Probierglas
ınter Verwendung von Kochsalz wieder aufzufrischen.
Von den Verbindungen des Chlors ist bei Bedarf der Chlorwasserstoff
ainsichtlich Darstellung und Eigenschaften kurz zu repetieren, wobei auf die
ben (S. 316) angedeuteten Versuche über Chlorwasserstofflösung in Toluol
azingegangen werden kann. Die Abscheidung von Chlorwasserstoff durch
Schwefelsäure läßt die Frage aufwerfen, ob das Freimachen des Salzsäure-
zases wirklich ein Zeichen größerer Stärke für die Schwefelsäure ist. Hierzu
können die Versuche wiederholt werden, welche die Fällung von Kiesel-
säure durch Salzsäure und die Austreibung von Salzsäure durch Silicium-
dioxyd zeigte (Seite 292). Darauf wird, sofern dies nicht schon früher