Vorschläge zur Behandlung der Oberstufe. 327
enthalten ist; hierbei ist auf die relativ sehr geringen. Mengen der Brom-
verbindungen hinzuweisen. Nun erhalten die Schüler das gepulverte
Kaliumsalz. Mit einem Körnchen wird der Geschmack erprobt; er erinnert
an Chlornatrium. Nach den beim Chlor gelernten Methoden soll das neue
Element abgeschieden werden. Aus Braunstein, Schwefelsäure und einer
Messerspitze voll festem Salz entweicht beim Erwärmen der braune Dampf
des Broms, Der Geruch wird als chlorähnlich erkannt; auffällig ist ferner,
daß auch dieses Gas eine Farbe besitzt. Darauf wird eine Lösung von
Bromkalium elektrolysiert, wobei an der Anode gelbbraune Schlieren
auftreten und der Bromgeruch wahrnehmbar wird. Der Lehrer zeigt das
Brom als Handelsware vor. Durch Öffnen des Stopfens und Ausgießen des
Dampfes in einen Zylinder zeigt er, daß das Element leicht in Gasform
übergeht, daß also sein Siedepunkt mutmaßlich nicht allzuhoch über der
Zimmertemperatur liegen wird. Auch ist bei dieser Gelegenheit das hohe
spez. Gewicht des Dampfes zu erkennen. Der Zylinder wird mit einigen
Kubikzentimetern Wasser beschickt, mit der Glasplatte verschlossen und
geschüttelt. Bromdampf löst sich in Wasser und erteilt demselben Farbe
und Geruch, genau wie Chlor, Ferner gibt jetzt der Lehrer einige Tropfen
flüssiges Brom in eine Stöpselflasche mit Wasser. Die schwarzbraune Flüssig-
keit löst sich zwar in Wasser, bildet aber trotzdem eine scharfe Grenzfläche
gegen das Lösungsmittel. Jeder Schüler erhält einige Kubikzentimeter
der Flüssigkeit. Die schwach bleichende Wirkung wird mit rotem Lakmus
erprobt. Ein kleiner Teil der Flüssigkeit wird mit Wasser verdünnt und
zum Sieden erhitzt: Der Geruch verschwindet wieder vollständig. Hieraus
folgt, daß das Brom in Gasform in dem Wasser enthalten war, nicht als
Bromion. Das Bromion selber ist farblos, denn die Bromkaliumlösung ist
auch nicht gefärbt; ebenso ist es geruchlos gleich dem Chlorion.
Die Schüler erhalten eine dünne Bromkaliumlösung; außerdem wird
Chlorwasser aufgestellt. Beim Zusammenbringen beider Flüssigkeiten im
Probierglas entsteht gelbbraunes Bromwasser: also sind Bromionen ent-
ionisiert worden. Rein chemisch ausgesprochen lautet das Ergebnis:
Das Chlor vermag das Brom aus seinen Salzen zu verdrängen. Eine all-
gemeine Erklärung soll der Vorgang erst finden, wenn bald darauf beim
Jod ein ganz entsprechendes Ergebnis beobachtet wird. Durch Aus-
schütteln mit Schwefelkohlenstoff wird ein neues Lösungsmittel des Broms
vorgeführt.
Durch vorstehende Untersuchung ist für Chlor und Brom die allge-
meine Übereinstimmung im Vorkommen, wie auch in zahl-
reichen Eigenschaften festgestellt.
Nun erzählt der Lehrer, daß im Wasser der Ozeane neben Chlor und
Brom noch ein drittes Element in verschwindend geringen Mengen auftritt,
das Jod. Weder im Toten Meer noch in Staßfurt findet man es ange-