Full text: Methodik des chemischen Unterrichts (4. Band)

Vorschläge zur Behandlung der Oberstufe. 357 
bindet die Luft-Salpetersäure an das Calcium, also an diejenige Basis, 
welche durch leichte Zugänglichkeit zugleich auch die billigste wird. Das 
natürliche Karbonat ist der Ausgangspunkt für alle künstlichen Calcium- 
verbindungen. Calciumoxyd und Hydroxyd werden wieder in Erinnerung 
gebracht und ihre Verwendung im Baugewerbe durch einen Demonstra- 
tionsversuch erläutert; die Wasserabgabe während der Karbonatbildung 
läßt sich sehr deutlich zeigen. Hierauf ist von der Fabrikation des Zemen- 
tes zu erzählen, eines Calcium-Aluminiumsilikates aus der Reihe der 
Zeolithe. Der wässerige Auszug des frischen Zementes reagiert alkalisch, 
die längst erhärtete Zementware braust mit Säuren auf. Ein Demonstra- 
tionsversuch über das Abbinden bei Gegenwart von Wasser ist durch- 
aus nicht für alle Schüler überflüssig. Die Verbindung des Calciums mit 
Kohlenstoff, das Calciumkarbid, ist nicht bloß für die Darstellung 
des Acetylens wichtig, sondern auch für die Gewinnung des Kalkstickstoffs, 
Ein letzter technischer Exkurs ist der Industrie des Glases gewid- 
met, sofern dies nicht bereits beim Silicium geschehen sein sollte. Man 
zieht, ähnlich wie es bereits auf der Unterstufe geschah, einen Vergleich 
zwischen dem leicht schmelzenden, amorph erstarrenden und wasser- 
löslichen Natronwasserglas und dem strengflüssigen, kristallinisch werden- 
den Kalksilikat. Das Gemenge der beiden Silikate aber ist das Glas. Sofern 
dies früher noch nicht geschah, wird jetzt die geringe Löslichkeit des 
Glases nachgewiesen. Um die verschiedene Schmelzbarkeit zu prüfen, 
werden von den Schülern annähernd gleich dicke Glasstäbe oder Röhren 
aus schwerschmelzbarem Kaliglas, gewöhnlichem Biegeglas und blei- 
haltigem sog. Einschmelzglas erhitzt. Die verschieden starke Lichtbrechung 
‚äßt sich mit Linsen und Prismen der physikalischen Sammlung demon- 
strieren, ebenso das verschiedene spezifische Gewicht. Darauf ist eine 
Aussprache über den physikalischen Zustand des Glases notwendig. Daß 
in dem Glas eine äußerst zähflüssige feste Lösung vorliegt, läßt sich durch 
einen Entglasungsversuch oder wenigstens durch Vorzeigen eines ent- 
glasten Rohrstückes nachweisen. An Drahtschleifen werden Perlen von 
Zhosphorsalz und von Borax erzeugt, die Färbung beobachtet und durch 
Zusatz von Oxyden variiert. Durch Zinndioxyd wird undurchsichtiges 
Email erhalten. Die schützende und zugleich lösende Wirkung der 
„Schlacke‘‘ wird darauf demonstriert und ihre Bedeutung für die Hütten- 
kunde jetzt schon angedeutet. 
Der mineralogisch-geologische Unterricht geht an dieser Stelle auf 
die Bildung der vulkanischen Gläser und Laven weiter ein. Als Anschau- 
ungsmittel dienen Gesteinsproben, Dünnschliffe, Schlacken und ange- 
schmolzene Steine.
	        
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