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Besonderer Teil.
hin erhaltene Metallscheibe wird in drei Streifen zerschnitten und in Probier-
gläsern mit den starken unorganischen Säuren erwärmt. Damit werden
die Darstellung des Stannochlorides und der Zinnsäure bzw. des Zinn-
dioxydes bekannt.
Jetzt wird Zinnchlorür als Lösung verteilt. Durch Lauge wird das
Hydroxyd gefällt, durch einen Überschuß wieder gelöst: Stannohydro-
oxyd besitzt basische und saure Eigenschaften. Mit Schwefelwasserstoff-
wasser fällt das braune Sulfür. Die unmittelbare Vereinigung von Zinn
mit Chlor gibt das Stannichlorid; sie geschieht als Demonstrationsversuch,.
Das käufliche wasserfreie Chlorid wird in zugeschmolzenen Röhrchen mit
einem Inhalt von 3—4 g vorgezeigt. Darauf wird ein Röhrchen als Demon-
strationsversuch geöffnet. Der starke Nebel, welcher aus dem Dampf des
Stannichlorides mit Wasserdampf sich bildet, ist Chlorwasserstoff. Die
Flüssigkeit wird in Wasser gegossen und ein Teil der Mischung zur Seite
gestellt; nach einigen Tagen ist sie trüb von ausgeschiedenem Stannihy-
drat. Ein anderer Teil der Flüssigkeit wird an die Schüler verteilt.
Mit Lauge wird daraus das Hydroxyd, mit Schwefelwasserstoff das gelbe
Sulfid gefällt. Die Färbung des Sulfides läßt die beiden Oxyda-
tionsstufen hinreichend genau unterscheiden.
Aus metallischem Zinn stellen sich darauf die Schüler durch Erwärmen
mit Königswasser eine Lösung von Stannichlorid her; die Flüssigkeit wird
gemeinsam im Sandbad eingedampft, um die überschüssige Säure zu ent-
fernen. Inzwischen wird eine Lösung des käuflichen kristallisierten wasser-
haltigen Chlorides verwendet. Die Stannibase Sn(OH), wird ausgefällt.
Ihre Säurenatur kommt bei der Schreibweise H,SnO, deutlich zum Aus-
druck; auch sieht man sofort die Zugehörigkeit zu H,SiO, zur Ortho-
Kieselsäure. Gleich jener spaltet sie, wie jetzt der Lehrer erzählt, leicht
Wasser ab und wird zu H,SnO,, der Zinnsäure des Handels. Ihre Zusammen-
setzung entspricht der Kohlensäure H,CO,, die Stannate sind also eine
Parallele zu den Metasilikaten und den Karbonaten. Diesem Verhalten
entspricht die Stellung des Zinns im System, wo es mit Kohlen-
stoff und Silicium eine Familie bildet. Das kristallisierte Natriumstannat,
das Präpariersalz des Handels wird vorgezeigt und seine Darstellung
aus Zinnstein und Ätznatron mit derjenigen der Soda aus Ätznatron und
Kohlendioxyd verglichen; das Stannat wird in der Färberei verwendet.
Das Anhydrid der Orthozinnsäure, dem Kieselsäureanhydrid entsprechend,
bildet den schon vorgezeigten Zinnstein. Es hat die gleiche Zusammen-
setzung wie die aus Zinn durch Verbrennen hergestellte Zinnasche. Die
Verwendung derselben als Poliermittel wird genannt. Da Zinndioxyd nur
schwach basisch ist, bildet es mit Kieselsäure keine Salze und trübt
darum die Glasflüsse, welchen es zugesetzt wird; ein Stück weißes und
farbiges Emaille werden vorgezeigt.