Full text: Methodik des chemischen Unterrichts (4. Band)

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Besonderer Teil. ; 
Als Übergang zu den Stickstoffverbindungen des lebenden Körpers be- 
richtet der Lehrer von der Wöhlerschen Harnstoffsynthese; dieselbe 
auszuführen ist viel zu langwierig. Der Harnstoff wird vorgezeigt und seine 
Strukturformel bekanntgegeben, Durch Kochen mit Barytwasser wird 
seine Lösung hydrolisiert, wodurch sowohl Ammoniak als auch Kohlen- 
dioxyd auftreten. Damit erweist sich der. Harnstoff als das letzte Oxy- 
dationsprodukt kompliziert zusammengesetzter Kohlenstoff-Stickstoffver- 
bindungen, nämlich des Eiweißes. 
Die Untersuchung der Eiweißsubstanzen hat wesentlich biologisches 
Interesse. Nach dem Umfang der Biologie wird man auch das Maß der 
Eiweißuntersuchungen bestimmen. Es kann das absolute Gewicht eines 
Eies, das spezifische Gewicht, mit Hilfe von Salzwasser, das Gewicht von 
Schale, Weiß und Gelb eines gekochten Eies bestimmt werden. Durch 
Erhitzen von Eiweißlösung mit alkalischer Bleilösung wird der Schwefel- 
gehalt, durch Kochen von käuflichem Albumin mit Lauge der Stickstoff- 
gehalt nachgewiesen. Ausschütteln des gekochten Eigelbs mit Äther und 
Verdunsten im Uhrglas zeigt den beträchtlichen Fettgehalt des Eies. Eine 
Eiweißlösung wird im Probierglas in Wasser von 75° eingetaucht, wobei es 
gerinnt; das nötige Wasser zum Anwärmen wird vom Lehrer geliefert. 
Eine verdünnte Eiweißlösung wird mit konzentrierter Salpetersäure zum 
Gerinnen gebracht; durch Erwärmen wird das Eiweiß in der Art nach- 
gewiesen, wie es der Arzt bei physiologischen Untersuchungen tut. 
Wird die Salpetersäure durch Essigsäure ersetzt, so gerinnt das Eiweiß 
auch nicht beim Sieden. Zu Eiweißlösung wird ‚Ferrichlorid gegeben, 
wodurch‘ das. Gerinnen eintritt; hierauf beruht die blutstillende Wirkung 
der Eisenchloridwatte. Es wird jetzt verallgemeinert: alle Eiweißstoffe, 
welche gleich dem. Hühnereiweiß beim Erhitzen fest werden, heißen Albu- 
mine. Einige rohen Kartoffeln werden am Tage zuvor zerrieben, der Brei 
mit Wasser verdünnt und abgeseiht; im Unterricht wird die Flüssigkeit 
arhitzt und filtriert, wodurch sie sich trübt. Als Demonstrationsversuch 
kann der Lehrer außerdem frisch gekelterten Apfel- oder Traubenmost zum 
Sieden. erhitzen. Durch diese Versuche wird nachgewiesen, daß auch in 
Pflanzensäften Albumine vorkommen. 
Entsprechende, mehr oder weniger biologische Untersuchungen werden 
mit Milch ausgeführt: spezifisches Gewicht mittels des Aräometers, Be- 
trachten.‘ eines Tropfens Milch unter dem Mikroskop, Bestimmung des 
Rahmgehaltes im Kremometer (als Demonstration), Ausfällen des Ka- 
seins mit Essigsäure und mit Lab, Nachweis des Milchzuckers in den 
Molken. Auch hier wird verallgemeinert: alle Eiweißstoffe, welche sich 
durch Essigsäure fällen lassen, heißen Kaseine. Zum Nachweis des Pflan- 
zenkaseins (Legumin) erhält jede Schülergruppe einen Löffel voll zer- 
stoßene, getrocknete Erbsen, welche mit 30 ccm Wasser und 2 Tropfen
	        
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