Full text: Methodik des chemischen Unterrichts (4. Band)

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Allgemeiner Teil. 
Im vorbereitenden Unterricht der IV. Klasse ist der chemische und 
mineralogische Unterricht in inniger Wechselbeziehung zu erteilen, und 
es ist dabei zu vermeiden, daß ein Fach auf Kosten des anderen bevorzugt 
werde. Immer ist das Mineral als das naturgemäß zuerst Gegebene zum 
Ausgangspunkt für die sich daran knüpfenden chemischen Erscheinungen 
und deren Studium zu machen. Es empfiehlt sich daher, mit einigen 
wichtigen elementaren Mineralen (z. B. dem Schwefel, der Kohle, einigen 
Metallen) zu beginnen, deren gegenseitige Beziehungen und deren Ver- 
halten zu atmosphärischer Luft schon eine ganze Reihe wichtiger und 
grundlegender Erfahrungen ergeben, und dann allmählich die stofflich 
zusammengesetzten Minerale in Betracht zu ziehen, von denen wieder 
die verbreitetsten und hinsichtlich der stofflichen Zusammensetzung 
weniger Schwierigkeit bietenden, z. B. Wasser, Steinsalz, Kalkspat zu- 
nächst zu berücksichtigen sein werden, Eine solche, auf rein didak- 
tischer Grundlage fußende Darstellung schließt natürlich jede Systematik 
nach Elementen aus, die ja auch erst dem erweiterten und vertieften 
Studium auf der Oberstufe vorbehalten sein soll. Immerhin kann der 
Lehrer am Schlusse des Lehrganges Rückschau halten, eine übersichtliche 
systematische Gruppierung der behandelten Elemente durchführen oder 
vielmehr sie von den Schülern selbst auf Grund der erkannten Ähnlich- 
keiten und Unterschiede durchführen lassen. Bei der Auswahl des Lehr- 
stoffes dieser Klasse ist auch auf die Bedürfnisse der Pflanzenphysiologie 
in der V. Klasse Bedacht zu nehmen. 
In der anorganischen Chemie der V. Klasse ist dem Studium der Nicht- 
metalle und insbesondere dem der vier typischen Elemente Wasserstoff, 
Sauerstoff, Stickstoff und Kohlenstoff ein breiterer Raum zu geben als 
dem Studium der Metalle, da ja dort die meisten chemischen Begriffe und 
Lehrsätze festgelegt und die wichtigsten chemischen Theorien entwickelt 
werden. Die Metallchemie ist mehr einzuschränken, die in Theorie und 
Praxis wichtigsten Metalle und Metallverbindungen sind stets vergleichend 
und auf Grundlage des periodischen Systems der Elemente zu besprechen. 
Was die im Lehrplan dieser Klasse enthaltene Valenzlehre betrifft, so ist 
hier bloß der Begriff der Valenz einzuführen, die nähere Ausführung aber 
der VI. Klasse vorzubehalten. 
Stets ist bei den Schülern darauf hinzuwirken, daß sie sich des Unter- 
schiedes zwischen dem Gesetz als Wahrheit und der Hypothese als eines 
dem jeweiligen Stande der Wissenschaft entsprechenden Hilfsmittels be- 
wußt werden. 
Bei allen passenden Gelegenheiten ist auf den Begriff der Energie und 
deren Umwandlungsfähigkeit Rücksicht zu nehmen. 
In der organischen Chemie der VI. Klasse ist bei der außerordent- 
lichen Fülle des Tatsachenmaterials und der Kürze der Unterrichtszeit
	        
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