Full text: Allgemeiner Teil (6. Band, 1. Teil)

Das Bild, 
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zwischen den Vertretern des Turnens, der Naturwissenschaften und der 
Erdkunde ist eine möglichst vielseitige Ausnützung dieser Tage gewähr- 
leistet. 
Die Einzelerfahrungen der im Freien unterrichtenden Lehrer sollten für 
jede Schule sorgfältig gesammelt werden. Nur so wird allmählich ein orga- 
nisches Ganzes herauswachsen, ein Schatz von Naturerfahrungen ge- 
währleistet werden, auf den der Gesamtunterricht sich jederzeit stützen 
kann. 
B. Das Bild, 
Es kann nicht genug betofit werden, daß die grundlegenden erdkundlichen 
Vorstellungen auf Naturanschauung, auf eigenes Erleben gegründet 
sein müssen. Denn nur so können die Schüler die Erscheinungen mit allen 
Sinnen in sich aufnehmen. Darüber müssen wir uns klar sein, wenn wir uns 
vor einer Überschätzung des didaktischen Wertes der Anschauungsbilder be- 
wahren wollen. Gewiß — der Naturanschauung wird bei dem weiten Felde, 
das die Länderkunde zu bearbeiten hat, nur allzu bald eine Grenze gesetzt. 
Dann müssen wir zum Bilde greifen, aber bei strenger Selbstprüfung doch 
bald erkennen, daß es nur ein schwacher Ersatz, ein Schatten der Natur bleibt. 
Die seelische Einwirkung eines Bildes wird um so geringer sein, 
je weniger eigene Naturbeobachtungen vorausgegangen sind, 
je weniger eigene Erlebnisse während der Bildbetrachtung in 
der Seele des Beschauers aus der Erinnerung emporsteigen. Man 
hänge z. B. das Typenbild einer Harzlandschaft hin, mit seinen stark verall- 
gemeinerten Formen, seinem verschwimmenden Waldesgrün, der zurück- 
tretenden Umrißlinie des Brockens im Hintergrunde. Was sagt das Bild 
einem Sextaner, der in einer Ebene aufgewachsen oder der nie aus dem Häuser- 
meer der Großstadt herausgekommen ist? Und wie ganz anders wirkt es auf 
einen Schüler, der vielleicht eine Ferienreise ins Erzgebirge gemacht hat, der 
am rauschenden Bergwasser entlang gewandert, über Felsen geklettert ist, 
der im Schatten des Hochwaldes geruht und von einem Aussichtspunkt aus 
die zahlreichen Einzelerlebnisse zu einem weit umfassenden Gesamtbild ver- 
eint hat! Für ihn wird auch das fremde Harzbild Leben gewinnen; er wird 
seine Reiseerinnerungen hineinlegen, ohne dabei wesentliche Phantasiefehler 
zu begehen. Nur wer von vornherein sich dieser Tatsachen bewußt wird, kann 
den trotz alledem gewaltigen Nutzen der Bilder, ja ihre Unentbehrlichkeit im 
erdkundlichen Unterricht richtig einschätzen. Die Verwendung des geogra- 
phischen Lehrbildes ist alt; man denke nur an die Versuche eines Comenius 
oder Basedow. Trotzdem hat es lange gedauert, bis wirklich Gutes und 
Brauchbares geschaffen wurde, Heute ist der Lehrmittelmarkt geradezu 
überschwemmt, und es wird allmählich schwer, aus der Überfülle das Beste.
	        
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