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Wandbilder.
und für den Anfang Notwendigste herauszufinden. Es wird empfehlenswert
sein, das Bildermaterial in einige Hauptgruppen zu. gliedern.
a) Wandbilder.
Wir wollen als Wandbilder alle diejenigen zusammenfassen, die zum
Massenunterricht geeignet sind. Welche Anforderungen stellen wir an
ein gutes Wandbild?
1. Es muß naturwahr sein, d. h. der Wirklichkeit entnommen sein oder
ihr wenigstens entsprechen können. Am vollständigsten dürfte die Forderung
der Naturtreue erfüllt werden durch die Photographie, wohl gar durch die
Farbenphotographie, Es gibt photographische Aufnahmen, die durch Brom-
silbervergrößerung in ein Format gebracht worden sind, daß sie der Klassen-
betrachtung dienen können. Die pflanzengeographischen Tafeln von Hansen,
die die Neue Photographische Gesellschaft in den Handel gebracht hat, ge-
hören hierher. Sie sind zum Teil in Platintonung, zum Teil auch in Farben-
überdruck vorhanden. Die völlig unveränderte Wiedergabe der Natur im
Bilde bietet aber unterrichtlich dieselben Schwierigkeiten, wie die Betrach-
tung eines bestimmten Naturausschnittes selbst: sie ist meist überladen mit
nebensächlichem Beiwerk, aus dem das Wesentliche nur dem geographisch
geschulten Auge deutlich wird. Außerdem dürfte es nur wenige Photographien
geben, die gleichzeitig alle Merkmale wiedergeben, die zur Erläuterung ‚eines
bestimmten geographischen Gegenstandes oder Begriffes nötig sind. Deshalb
fordern wir zur Naturwahrheit ein zweites:
2, Das Bild muß typisch sein. Nehmen wir als Beispiel ein Fjordbild.
Wer zu Schiff einen Teil der vielgegliederten norwegischen Küste kennen-
gelernt und vielleicht photographisch festgehalten hat, der besitzt Hunderte
von Bildern, aus deren Zusammenziehung er zu dem mehr begrifflichen In-
halte des Wortes „Fjord“ gelangt — aber keins seiner Einzelbilder dürfte der
begrifflichen Vorstellung ganz entsprechen. Wir schreiten deshalb zur Kom-
position: ein perspektivischer Blick auf den flußartigen Teil des Sognefjords
mit steilen, geglätteten Felsen und einem Wasserfall möge den Mittelgrund
einnehmen; wir deuten aber im Hintergrunde den Talabschluß mit einem
Hängegletscher an, selbst wenn er in Wirklichkeit durch einen Felsvorsprung
verdeckt ist. Im Vordergrunde bringen wir einen Schuttkegel an, der Raum
für eine Fischersiedelung und etwas spärlichen Wald bietet. Die breit in den
Vordergrund auslaufende Wasserfläche teilen wir durch eine kahle, felsige
Schäreninsel, und über dem Ganzen deuten wir die feuchte, regenspendende
4 Vgl. hierzu: R. Lehmann, Vorlesungen über Hilfsmittel und Methode des geographischen
Unterrichts. 1. Bd. Halle 1894. — Hans Trunk, Die Anschaulichkeit des geographischen
Unterrichts. Wien u. Leipzig. 5, Aufl. 1911. — A. Becker, Methodik des geographischen
Unterrichts, Leipzig u. Wien 1905; — E. Oppermann, Geographische Bilder. Lehr-
mittelmarkt 1911.