Full text: Allgemeiner Teil (6. Band, 1. Teil)

Anforderungen an das Wandbild. 
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Atmosphäre an, die dem norwegischen Küstenstreifen eigen ist. So erhalten 
wir durch Komposition mehrerer Naturaufnahmen, durch Unterdrücken von 
Nebensachen, Unterstreichen von wesentlichen Zügen das typische Naturab- 
bild, das unterrichtlich den höchsten Wert besitzt. Es ist klar, daß solche 
Wandtafeln nur durch gemeinschaftliche Arbeit des Künstlers und des er- 
fahrenen geographischen Methodikers geschaffen werden können. Unter den 
vorhandenen Sammlungen dürften die von Geistbeck, Wünsche und Hölzel her- 
ausgegebenen am zielbewußtesten in der Herausarbeitung des Typischen sein. 
Es gehört ein feiner pädagogischer Takt dazu, zu beurteilen, wie weit wir 
die Naturvorlage verändern dürfen, um sie unterrichtlich brauchbar zu 
machen, Wenn z.B. ein Wandbild des Saaletales bei der Rudelsburg (Fritzsche) 
das ganze linke Steilgehänge bedeutend an den Fluß heranschiebt, damit es 
auf der zur Verfügung stehenden Fläche mit dargestellt werden kann, so ist 
das eine unzulässige Fälschung einer berühmten deutschen Landschaft, ja 
auch eine Fälschung ihres begrifflichen Inhalts; denn das Bild schafft ein 
enges Erosionstal, wo in Wirklichkeit eine breite Flußaue ist. Deshalb halten 
wir fest: Nur das darf komponiert werden, was zusammen in der Natur vor- 
kommen könnte! 
Von den eben gekennzeichneten kombinierten Naturbildern sind scharf die 
rein konstruktiven Ideallandschaften zu trennen. Sie sind meist aus 
dem Bedürfnis hervorgegangen, auf wenigen Bildern, mit wenig Kosten mög- 
lichst viele geographische Begriffe zu veranschaulichen. Aber selten be- 
friedigen sie. Eins der besten Beispiele ist Simonys Ideale Gletscherland- 
schaft, die wirklich alle wesentlichen Merkmale veranschaulicht, ohne über- 
laden oder unwahr zu wirken. Daneben ist weit verbreitet: Hirts Tafel mit 
den Hauptformen der Erdoberfläche, die zur Einführung in das Verständnis 
der Karte dienen mag, ohne daß sie als Bild irgendwie befriedigte. Noch un- 
wahrer, gemachter wirken Müller-Kainradls ähnliche Wandtafeln. Als ab- 
schreckendes Beispiel können einige Bilder ven Fraas „Naturerscheinungen 
der Erde‘ dienen. Fraas vereinigt z. B. in einer Landschaft: Sinterterrassen, 
Geiser, Schlammvulkane, einen andinen Vulkanriesen, Eruptionsstiele, kleine 
Tuffkegel mit Krater und eine Gruppe von Basaltsäulen. Auf einem anderen 
Bilde sieht man eine Tropfsteinhöhle, deren Boden Sinterterrassen zeigt, dazu 
in einem Winkel eine Bergkristallgruppe! Das ist eine Vergewaltigung der 
Natur, die sich durch keine pädagogische Begründung rechtfertigen läßt! Wer 
also durch Ersparnisrücksichten gezwungen ist, zu Ideallandschaftsbildern 
seine Zuflucht zu nehmen, möge vorsichtig wählen, lieber aber zu kleineren 
Einzelbildern greifen, die wir im nächsten Abschnitt ‚empfehlen werden! 
3. Als drittes fordern wir für Wandbilder Fernwirkung. Dazu gehört 
zunächst eine gewisse Größe. In diesem Punkte hat die Industrie in neuerer 
Zeit bedeutendes Entgegenkommen gezeigt. Man vergleiche z. B. die älteren 
„Schulwandbilder aus Palästina‘ von E. v. Wörndle mit Schmeils Zoologischen
	        
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