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Das Bild.
3. Die Möglichkeit, stehende Glasbilder in den Gang der Vorführung ein-
zuschalten.
Die Feuersgefahr liegt in dem überaus leicht entzündlichen Filmband, das
zurzeit noch fast ausschließlich aus Zellhorn (Zelluloid) hergestellt wird,
einem Rohstoff, der bekanntlich der Schießbaumwolle nahe verwandt ist.
Es sind große Anstrengungen gemacht worden, schwer verbrennliche Ersatz-
stoffe dafür zu gewinnen, und die Hoffnung‘ ist begründet, daß diese An-
strengungen binnen kurzem von Erfolg gekrönt sein werden. Zurzeit sind be-
reits vollkommen ungefährliche Filmbänder durch die Firma Bayer & Co.,
Elberfeld, unter dem Namen Zellitfilme in den Handel gebracht worden. Die
Entzündung der Zellhornfilme tritt ein, wenn der Bildstreifen innerhalb des
Lichtkegels einer starken Beleuchtungsquelle mehrere Sekunden stehen bleibt.
Jeder gute Apparat hat Schutzeinrichtungen, die bei unfreiwilligem Bremsen
das Band automatisch gegen die Einwirkung der Wärmestrahlen sichern.
Leider ist dadurch aber unsere Zweite Forderung unerfüllbar gemacht: die
genauere Betrachtung eines einzelnen Bildchens aus der langen Kette, Sie
war bisher nur bei kleinen Apparaten möglich, die eine schwache Lichtquelle be-
sitzen. So ist der von Ernemann in den Handel gebrachte Kinoxapparat völlig
ungefährlich; er erlaubt, das Filmband beliebig lange Zeit der Bestrahlung
durch eine Halbwattglühlampe auszusetzen. Für Vorführungen in kleinem
Kreise, in einem Wohnraume, wo ein elektrischer Steckkontakt vorhanden ist,
dürfte der Apparat vortrefflich sein. Für größere Schulzimmer oder gar für
den Schulsaal ist aber weder die Bildgröße noch die Lichtstärke hinreichend.
Das Problem, auch bei großen Apparaten mit stärkster Lichtquelle das
längere Betrachten eines einzelnen Filmbildes zu ermöglichen, löst das neue
„Stillstands-Kino‘“ der Ernemann-Werke in einfachster Weise. Es besitzt
zwischen Lichtquelle und Filmband eine Kühlküvette mit einer patentierten
Flüssigkeit von schwacher Wärmedurchlässigkeit. Während die gewöhnliche
Wasserkühlung schon nach einer Minute das Band auf 55° erhitzen läßt,
steigt die Wärme hinter der patentierten Küvette selbst bei Anwendung einer
Bogenlampe von 60 Ampere (110 Volt) nur bis auf 35% und bleibt auf dieser
Temperatur unbegrenzte Zeit konstant, weil sich Ein- und Ausstrahlung in
dem Film die Wage halten. Da die Entzündungstemperatur des Zellhorns
bei 45° liegt, ist somit die Feuersgefahr ausgeschlossen.
Eine weitere Möglichkeit, die Betrachtung rascher Bewegungsvorgänge —
wenn auch nicht durch völliges Anhalten, sondern durch Verlangsamen der
Vorführung — zu erleichtern, gewährt Ernemanns „Zeitlupe“, Es ist dies ein
Aufnahmeapparat, der in einer Sekunde 300—500 Einzelbilder herzustellen
gestattet (mit Hilfe rotierender Spiegel). Der so gewonnene Film wird dann
mit der üblichen Geschwindigkeit von 16 Bildern in der Sekunde, also in
40 facher Verlangsamung, vorgeführt und gewährt trotzdem den Eindruck
einer zusammenhängenden Bewegung.