Full text: Allgemeiner Teil (6. Band, 1. Teil)

Reliefs und Modelle. 
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Heimatrelief dieser Art kann großen Nutzen stiften; denn es hilft den Über- 
gang von der plastischen Darstellung zur Höhenschichtenkarte erleichtern, 
Aber die wirklichen Geländeformen aufzufassen und nach ihrer Entstehung 
zu beurteilen, gestattet es nicht. Zu diesem Zwecke müssen erst die scharfen 
Stufen durch Ausfüllen mit Ton, Kitt oder Plastilina überkleidet und danach 
diese Rohformen auf Grund von Naturanschauung und Bildern verständnis- 
voll verfeinert werden. Das geht über das Können der Schüler und der 
meisten Lehrer hinaus; denn eine solche Arbeit setzt scharfe Naturbeob- 
achtung, feines Formgefühl, genaue Kenntnis des darzustellenden Geländes 
und großes technisches Geschick voraus. Nur eines müssen wir vom Lehrer 
fordern: daß er sich durch eingehendes Studium guter Reliefs das eigene Ur- 
teil über deren Güte und Brauchbarkeit schärfe. Vor allem sollte er nicht 
versäumen, öffentlich ausgestellte Musterarbeiten zu besichtigen. Dazu ge- 
hören z. B. die westalpinen Landschaften, bearbeitet von Albert Heim und 
Imhof, in der Technischen Hochschule zu Zürich, die ostalpinen Reliefs (Groß- 
glocknergebiet). im Museum zu Klagenfurt, von Oberlercher, die geologischen 
Vulkanreliefs (Vesuv, Ätna, Albanergebirge) von Aureli im Museum für Län- 
derkunde in Leipzig. Ein Musterbeispiel für wissenschaftliche Treppenreliefs 
ist das geologische Relief 1 : 25.000 von ganz Sachsen, das im Mineralogischen 
Museum zu Dresden gezeigt wird. 
3. Die Höhenverhältnisse sollen maßstabgetreu oder nur mäßig 
überhöht dargestellt sein. Ein viel umstrittener Punkt in der Relieftech- 
nik! Die strengen Wissenschaftler stehen auf dem Standpunkte, daß jede 
Übertreibung der Höhen verwerflich sei, weil mit ihr gleichzeitig alle Böschungs- 
winkel falsch dargestellt werden und deshalb der Betrachter leicht zu ganz 
falschen Schlüssen über die Entstehung der Geländeformen verleitet wird. 
Sie sagen ferner mit Recht: Wenn der Hauptnutzen des Reliefs gegenüber 
der Plankarte. in der leichteren Auffassung der dritten Dimension liegt, darf 
man diese Auffassung nicht mit Fehlern behaften, die sich schwer wieder 
aus dem Geiste des Schülers beseitigen lassen. Demgegenüber weisen andere, 
namentlich Schulmänner, Yarauf hin, daß in vielen Fällen ohne Überhöhung 
von einer Plastik des Reliefs keine Rede sein kann. Wollte man ein Übersichts- 
relief der Alpen 1 : 1 000 000 ohne Überhöhung herstellen, so würde sich der 
Montblanc 4,8 mm über das Grundbrett als idealem Meeresspiegel erheben. Auf 
einer „Reliefweltkarte‘““ 1: 17 000 000 würde selbst der Mt. Everest nur eine 
Höhe von % mm erhalten. Eine vermittelnde Partei will eine mäßige Über- 
treibung der Höhen gelten lassen, weil sie psychologisch begründet ist: Wir 
sehen wohl fast alle — sicher aber die Kinder — Böschungen viel steiler als 
sie sind und neigen deshalb auch zu Höhenüberschätzungen.. Kinderzeich- 
nungen von Bergen und Gebirgen bringen wahre Zuckerhutformen, und selbst 
hervorragende Forschungsreisende haben sich von solchen fehlerhaften Dar- 
stellungen nicht freigehalten?.
	        
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