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Arten von Reliefs,
schaften werden wir das Wettersteingebirge (Dinges) in erster Linie anschaffen;
denn es umfaßt nicht nur Deutschlands höchsten Berg, sondern zeigt auch
besonders deutlich dıe Gliederung in Ketten, Rippen, Grate und die Pflanzen-
gürtel. In zweiter Linie käme der Montblanc 1 : 50 000 (Dinges). (Vgl. die
Alpenreliefs auf Tafel 2, Band 11).
5. Umfassende Gesamtdarstellungen. Dinges hat auch ein Gesamt-
relief der Alpen 1 : 1 000 000 mit vierfacher Überhöhung (115 : 78 cm) her-
gestellt, ferner ein Relief von Europa mit natürlicher Erdkrümmung 1:
6 000 000 und fünffacher Überhöhung. (Beide sind aus dem Handel zürück-
gezogen.) Damit sind wir aber an der Grenze des Wünschenswerten angelangt.
Wer an den Reliefs kleiner Naturausschnitte sein Auge geschult hat, wird im-
stande sein, auf einer guten Landkarte der Alpen oder Europas die Gelände-
darstellung richtig zu deuten.
6. Terminologische Reliefs. Der hohe Preis der Reliefs hat zu dem
Bestreben geführt, in einem Relief möglichst vielerlei Formen darzustellen und
an Stelle eines wirklichen Naturausschnittes ein Phantasiegebilde zu schaffen.
Solche „terminologische‘“ Reliefs entsprechen in ihrer Ausführung den gleich-
artigen Wandbildern und teilen deren Fehler. ‘Besonders verunglückt er-
scheint Siedles Relief der geographischen Grundbegriffe (80 : 100 cm), das
perspektivisch modelliert ist, also auf der Grundfläche nicht nur das Meer,
sondern auch ein Stück Himmel mit Sonnenuntergang zeigt. Dadurch ver-
liert der Schüler jede Möglichkeit, von der Vogelschau zum kartenmäßigen
Sehen zu gelangen. Hervorragend sind dagegen die Arbeiten von Albert Heim:
Typenrelief eines Gletschers, eines Wildbaches, einer vulkanischen Insel, einer
Dünenküste — leider für die meisten Schulen wohl zu teuer. Eine besondere
Abart von Typenreliefs ist durch W. M. Davis hergestellt worden, um seine
Zyklentheorie zu erläutern!. Eine Reihe von drei Modellen (50 : 80 cm;
1: 63 000) stellt eine gebirgige Küstenlandschaft dar, a) bei längerem Still-
stand (Kliff, Delta, Schwemmland), b) nach Hebung (Haff, Nehrung, Strand-
wall, Küstenebene), c) nach Senkung (Fjorde, Riasküste). Sie sind von A.
Twietmeyer in Leipzig zu beziehen. (Vgl. Tafel 4.)
Will der Lehrer selbst Reliefs herstellen, die auf einen höheren wissen.
schaftlichen Wert Anspruch erheben, so muß er sich von Anfang an klar sein,
daß hierzu weit mehr gehört als nur das technische Geschick eines Zeichen- und
Handfertigkeitslehrers. :Er muß hierzu eine hervorragende erdkundliche Schu-
lung, eine feine Auffassungsgabe für Formen besitzen und das darzustellende
Gebiet eingehend durchwandern, am besten im Angesichte der Natur selbst
modellieren. Die Arbeitsweise im einzelnen mag dann. wechseln; jeder be-
deutende Reliefhersteller hat hierin seine Besonderheiten. Wir geben zunächst
‘ W. M. Davis, The Harvard Geographical Models, Proceed. of the Boston Society of
Nat. Hist. Vol. 28, 4. 1897. — G. Braun, Über Reliefs. Geogr. Anz. 1909, — P. Wagner,
Physiographie oder physiologische Morphologie. Aus d. Nat. 1912/13, S. 100.