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Der Schulatlas,
entwickelt, so daß der ‚Lehrer nicht entfernt mehr zu einer Beherrschung
dieser Gebiete gelangen kann. Es hat sich mit der Zeit eine Arbeitsteilung
vollzogen, die dem Methodiker fast nur die Herausarbeitung der pädagogischen
Grundsätze überläßt. Und das ist gut so. Die Prüfung der Atlanten — man
denke vor allem an die Heimatkarten —, in denen Lehrer auch die zeichne-
rische Durchführung ihrer Gedanken in die Hand genommen. und die Wieder-
gabe im Druck Anstalten zweiten und dritten Ranges überlassen haben, ge-
währt dem Kritiker wahrlich wenig Genuß,
Die Arbeitsteilung darf aber nicht so weit führen, daß dem Lehrer auch die
Fähigkeit zur Beurteilung von Schulkarten verloren geht Es kann deshalb
die Mahnung Pencks und anderer nicht kräftig genug unterstrichen werden,
daß die Studierenden der Erdkunde mehr als bisher sich mit der karto-
graphischen Technik bekannt machen möchten. Dazu gehört neben der Ein-
sicht in die Herstellung der Netzentwürfe auch einige Kenntnis.der ver-
schiedenen Druckverfahren, und die Leiter geographischer‘ Seminare sollten
nicht versäumen, den Studierenden die eingehende Besichtigung einer größeren
kartographischen Anstalt zu ermöglichen. Auch kartographische Seminar-
arbeiten, die zum Vertiefen in die Darstellungsmittel zwingen, sollten nicht
vernachlässigt werden, z. B. Umzeichnen von Schraffenkarten in Höhen-
linienkarten und umgekehrt, Vergrößern und Verkleinern, Netzentwürfe, Ar-
beiten mit. dem Stangenzirkel und ähnliches.
So sehr wir geneigt sind, die unbedingte Überlegenheit des. technischen
Fachmannes über die Lehrerarbeit auf dem Gebiete der Landkartenherstellung
anzuerkennen, so sehr müssen wir das Recht und die Pflicht des Fachlehrers
betonen, seine unterrichtlichen Erfahrungen in bestimmte methodische For-
derungen umzuformen. Es ist unsere Sache, ausgehend vom Studium der
Kinderseele, besonders unter Berücksichtigung der rasch fortschreitenden
Entwicklung in der Auffassungs- und Abstraktionsfähigkeit der Schüler, die
Ausgestaltung der erdkundlichen Lehrmittel zu beeinflussen. Nur die rein
pädagogische Seite der Kartographie gehört in den Rahmen unseres Buches.
Es ist schon viel Gutes auf diesem Gebiete geschrieben worden. Wir heben
hier nur wenige Quellen heraus, deren Durchsicht dem Anfänger zu
empfehlen ist und die zu eingehenden Arbeiten die weiteren Literatur-
angaben bieten:
R, Lehmann, Vorlesungen über Hilfsmittel und Methode des geographischen Unter-
richts. Bd. I. Halle 1894,
H. Trunk, Die Anschaulichkeit des geographischen Unterrichts, 5. Aufl. Leipzig und
Wien 1911,
Zöppritz-Bludau, Leitfaden der Kartenentwurfslehre. 3. Aufl. Leipzig-Berlin 1912,
Gelcich, Sauter, Dinse, Groll, Kartenkunde geschichtlich dargestellt. Leipzig 1912,
4. Aufl.
Gröll, Kartenkunde. II. Der Karteninhalt. Leipzig 1912.
Zondervan, Allgemeine Kartenkunde. Leipzig 1901.