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Der Schulatlas,
bis braunen Ton erfolgen und so weit auf die einzelnen Geländeformen ein-
gehen, als es ein so rohes Verfahren eben zuläßt.. Die Stellung der Lichtquelle
wird dabei nicht sklavisch festgelegt, sondern wo sich dadurch größere Deut-
lichkeit erzielen läßt, etwas abgeändert. Auf die Frage, ob die übliche Nord-
westlage der Lichtquelle nicht. besser einer vollen Südlage weichen müßte,
wollen wir hier nicht näher eingehen. Sicher ist der letztere Vorschlag (von
Hammer) schulmethodisch nicht von der Hand zu weisen; er würde aber nichts
am Wesen der ganzen Karte ändern. Zur Einführung in das Verständnis dieser
Geländedarstellung genügen einige Gipsmodelle — Halbkugel,. Kegel,. eine
einfache Bergform, ein Talstück mit Gehängen — und dazu gehörigen Zeich-
nungen, Diese Bilder wären auch in den Atlas aufzunehmen. Besonders wert-
voll wäre es, das Talmodell dreimal abzubilden, und zwar so, daß das Licht
die beiden Hänge trifft oder in der Talrichtung einfällt. So kann man von
vornherein auf die Schwäche der schrägen Beleuchtung aufmerksam machen
und im Laufe des ganzen Schuljahres immer. wieder ‚beim Kartenlesen dar-
auf hinweisen. Das ist mehr wert als eine rasche Gegenüberstellung der ver-
schiedenen Geländezeıichnungen.
Das dritte Thema für Sexta ist das Vaterland oder die Heimatprovinz —
um bei unserem Beispiel zu bleiben, also Sachsen!. Es ist zwar wünschens-
wert, daß auch hiervon noch die eine oder andere Landschaft erwandert wird,
ehe das Kartenbild zur Darbietung kommt, oder daß wenigstens ein Relief
den Übergang von der dreidimensionalen Auffassung zum Flächenbild er-
leichert. Aber in der Hauptsache wird man doch nun „determinativ“ vor-
gehen, also vom Zeichen zur Sache. Das erfordert ganz besondere Vorsicht bei
der Auswahl der kartenmäßig festzuhaltenden Stoffe. Mußte man bei der
Heimatkarte damit rechnen, daß der Schüler hier und da seine Erinnerungs-
bilder auf der Karte nur ungern vermißt, so fällt dieser Grund zur Ausführ-
lichkeit bei der Karte des ganzen Landes weg. Größte Einfachheit und Über-
sichtlichkeit ist deshalb hier Hauptbedingung, vor allem für die Darstellung
des Geländes. Am besten wären zwei Karten: die erste gibt das Gelände, ein
kräftig ausgeführtes Flußnetz (blau) mit nicht zu vielen Nebenflüssen, eine
schmale, aber deutliche Landesgrenze, wenige Städtezeichen in zurücktreten-
dem Rosa und ganz wenige Namen. Vielleicht könnte man die Namen sogar
ganz entbehren; sie müssen auf dieser Stufe ohnedies alle noch an die Wand-
tafel geschrieben und orthographisch behandelt werden. Die zweite Karte
legt dieselbe Gewässer- und Geländeplatte zugrunde, auch die gleiche Art der
Grenzzeichnung. Die Rotplatte könnte aber nicht nur kräftiger in der Farbe,
sondern auch inhaltsreicher ausgearbeitet werden. Sie könnte auch solche
! Wie sich die schräge Beleuchtung wissenschaftlich vertiefen läßt, hat H. Wiechel im
„Zivilingenieur‘“ Jahrg. 1878 gezeigt. Eine treffliche Grundlage für eine reliefartig wir-
kende Karte von Sachsen sind :die „Relief-Photogramme des Kgr, Sachsen 1 : 50000“,
bearb, im Topogr. Bureau des K. S, Generalstabes 1885.