Inhalt der Schulatlanten,
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pädagogische Bedenken erregen konnte. Die Not der Nachkriegszeit zwang
Herausgeber und Verleger, einen großen Teil dieses Überflusses preiszugeben.
Ja, wir. sind jetzt bei einer bedenklichen Armut unserer Schulatlanten an-
gelangt, die sich nicht nur auf den Inhalt, sondern auch auf das Papier und
die Einbände erstreckt. Hoffen wir, daß diese Krisis bald überwunden werde!
Denn der Atlas soll als wertvolles Nachschlagewerk den Schüler mit ins
Leben hinaus geleiten und darf deshalb nicht allzu ärmlich ausgestattet sein.
4. Sachgebiete. Der Atlas hat zu berücksichtigen: Himmelskunde,
mathematische Erdkunde, Kartenkunde, allgemeine Erdkunde und vor allem
die Länderkunde. Meist werden auch einige Karten für die. Bibelkunde und
den Geschichtsunterricht hinzugefügt. Doch sollte man hier sparsam sein.
In den Rahmen eines erdkundlıchen Lehrmittels gehören allenfalls solche
Karten, die sich mit der Entdeckungsgeschichte und mit der Entwicklung
politischer Grenzen und der Kolonien befassen. Die Siedelungskunde kann
einige Beispiele für alte und neue Ortsplätze (Athen, Rom, Paris, Berlin,
Dresden, München) geben. Karten zur Kriegsgeschichte, die ausschließlich für
diesen Zweck zugeschnitten sind, haben für den erdkundlichen Unterricht
ihre bedenkliche Seıte, insofern sie meist das Gelände vernachlässigen und
damit die Herausarbeitung ursächlicher Zusammenhänge zwischen Erdkunde
und Geschichte erschweren. Im Gegenteil, wir Geographen haben alle Ursache,
den Gebrauch der erdkundlıchen:Geländekarten ım Gesichtsunterricht in
jeder Weise zu fördern und in geeigneten Fällen geradezu zu fordern.
5. Gradnetz. Es ist selbstvetständlich, daß die Einführung in das Ver-
ständnis der Kartenprojektion in einem Oberstufenatlas nochmals durch eine
Anzahl von Netzentwürfen unterstützt wird. Dazu gehören neben den grund-
legenden Abarten einige Projektionen, die als logische wie historische Zwischen-
stufen von Wert sind. Außerdem sind die Grundsätze darzustellen, die zu den
im Atlas verwendeten verbesserten oder „modifizierten‘“ Abarten geführt
haben. Wie weit man die Gradnetzkunde in Prima behandeln kann, ist an
anderer Stelle (Band II) auseinandergesetzt. Gradnetzkunde soll aber nicht
nur an den kleinen Einführungskärtchen getrieben werden, sondern auch an
den Hauptkarten. Um dies zu unterstützen, setzen wir auf jedes Kartenblatt
den Namen der gewählten Netzprojektion und ihre wichtigsten Eigenschaften
(ob flächentreu oder nicht usw.). Auf dem Einführungsblatt sind umgekehrt
Hinweise auf jene Karten anzubringen, die der Atlas als Beispiele enthält.
Im allgemeinen darf man sagen, daß die Netzprojektion aller Karten nicht
allzu hohe Anforderungen an ihre mathematische Entwicklung stellen soll —
selbst wenn dabei ein Fortschritt. in. der wissenschaftlichen Genauigkeit von
der Schule nicht mitgemacht werden kann. Man hat in neuerer Zeit einen
lebhaften Kampf gegen die Mercatorkarten geführt (so z. B. Peucker). Gewiß
mit gutem Grunde: Dıe vielseitige Benutzung der Mercatorkarte hat in uns
allen ein völlig verzerrtes Erdbild erzeugt; die stetige Änderung des Längen-