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Geländedarstellung im Atlas.
für den Luftfahrer, der die Landschaft am ehesten kartenmäßig sieht, er-
scheinen die Berggipfel nahe und deshalb hell, während die Täler ins Dunkle
zurücksinken. So erhalten wir für die „adaptive. Farbenplastik“ —
entgegen Hauslab — den Grundsatz: Je höher, desto heller. Die Luft-
perspektive wirkt auf jede reine Farbe verschleiernd, entsättigend. Danach
müßten zur Darstellung der Nähe — also für den Luftfahrer der Höhe — die
reinen, satten Farben gewählt werden. Mit zunehmender Ferne muß der Ton
entsättigt werden. Also lautet der zweite Grundsatz: „Je höher, um so
satter.die Farbe.‘ Soll dieses Gesetz dem ersten nicht Zzuwiderlaufen, so
müssen wir für die Kartendarstellung jene Farben meiden, die gesättigt dunkel
wirken. Dies ist bei Blau der Fall; gerade deshalb eignet sich reines Blau für
die größten Meerestiefen. Die dritte Farbenreihe ist dem Spektrum ent-
nommen. Das Auge wirkt wie ein Prisma und ordnet die Farben mit wachsen-
dem Brechungswinkel hintereinander: Rot springt vor, Violett sinkt
zurück. Aus technischen Gründen muß das Violett aus unserer Skala aus-
scheiden, aus theoretischen das Blau..So bleiben für eine spektrale Farben-
reihe zur Geländedarstellung übrig: Grün, Gelb, Orange, Rot. Nach
mehrfachen Verbesserungen hat K. Peucker sich eine wissenschaftlich be-
gründete Farbenskala für Geländezeichnung patentieren lassen. Sie kann
geprüft werden auf einigen Karten des Handelsschulatlasses von Artaria-
Wien (Blatt Österreich-Ungarn, Deutschland, österreichische Alpenländer),
auf der Karte der Dolomiten 1 : 200 000 (Stuttgart, Verlag Konrad Witwer
1910) und einigen Luftfahrerprobekarten. Kleine Ausschnitte kommen unter
dem Titel „Dr. Peuckers farbenplastische Wanderkarten „Bergheil‘“ im Ver-
lag J. N. Vernay-Wien als Ansichtskarten heraus. Um die wissenschaftliche
Skala mit bestimmten Höhenstufen in Einklang zu bringen, schlägt M. Große!
folgende ein wenig abgeänderte Abstufung vor:
0—100 m unteres }
100—200 ,, mittleres
200—400 ,, oberes
100—700 ‚,, unteres
700—1000 ,, mittleres
1000—1500 ‚, oberes
1500—2500 ,‚, unteres
2500—4000 ‚, ‚mittleres
. über 4000 ‚, oberes ,
Die deutschen kartographischen Anstalten verhalten sich den Peuckerschen
Anregungen gegenüber noch abwartend. Sie bauen im. wesentlichen auf
Sydows Grundlage weiter, haben aber vielfach schon: das Rot für höchste
Berghöhen eingeführt. Im allgemeinen werden die Geländedarstellungen in
' Margarete Grosse, Einige Gedanken zu dem Thema: Anforderungen an Schulatlanten.
Aus der Natur 1916/17,
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